Das LOEWE-OPTA OPTAPHON 51 WAP
Aus dem Namen bzw. der Type kann man einiges herleiten. Das Loewe-Opta Optaphon 51WAP, das wir in 2016 geschenkt bekommen haben, ist eine Konzeption / Konstruktion aus 1951 - wie alle Optaphon 51 Varianten und damit ist es deutlich über 60 Jahre alt.
An den Anhängseln kann man ersehen, ob es nur ein Gerät für
- W= Wiedergabe oder
- WA = Aufnahme + Wiedergabe oder sogar
- WAP = Aufnahme + Wiedergabe + Platte
war. Unseres ist sogar die WAP Krönung, sehr ähnlich zu dem etwas späteren Telefunken KL15 ebenfalls aus Berlin.
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Endlich darf ich es aufschrauben, es "gehört" nämlich mir.
Das bedeutet, Sie alle dürfen da jetzt rein schaun und mit mir staunen. In den diversen großen und kleinen Museen hatte ich schon mehrere von diesen Optaphon 51WA und 51WAPs gesehen, doch anfassen oder gar aufschrauben war unter (Sammler-) "Todesstrafe" verboten.
Sammler haben da ihre sehr eigenen Gesetze. Erstens haben sie und nur sie jeweils das einzige extrem rare Gerät dieser Type auf der ganzen Welt und dann wissen auch nur sie, wie es innen aussieht und das wird mit tausend Argumenten und aller rethorischen Kraft "geheim" gehalten.
Alleine die Erlaubnis an einen Besucher, solch ein angeblich rares Stück zu fotografieren, kostet einen Sammler eine enorme Überwindung. Denn dann hätte der andere ja auch "eines", wenn auch nur im Bild.
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Der Clou an dem Optaphon 51 war die riesige Bandkassette für ganz normale 18cm Tonband-Spulen
Das Konzept des Magnetbandes (also der Technik des magnetisch beschichteten Bandes) mitsamt dem AEG- (später Telefunken-) Magnetophon war weltweit einmalig und für die Zeit von 1935 bis 1947 absolut zukunftsweisend. Doch der große Durchbruch war dem Magnetophon und allen seinen Derivaten von Ampex bis Zenith nicht gelungen, weil die Bedienung für die Masse der bequemen Amerikaner zu kompliziert war.
Gleiches galt ja ähnlich für die analoge Vinyl-Schallplatte, die von der bedienungsfreundlicheren CD in einer irren Geschwindigkeit von nur ganz wenigen Jahren abgelöst wurde. Zwischendurch (ab 1963) erreichte nur noch die Philips Entwicklung der CC- Kassette den weltweiten Duchbruch und auch nur aufgrund der extrem leichten Bedienbarkeit. Die Optaphon Kassette hingegen blieb ein früher deutscher rarer Exot - zu teuer und immer noch viel zu unhandlich.
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Ein Aluminium- Druckgußchassis war damals die "Norm"
Man sieht auf den ersten Blick die "Handschrift" der Ingenieure und Entwickler aus den alten Kriegszeiten. Robust mußte es sein und für die Ewigkeit wurde es gebaut. Auf die Idee, daß die Technik nach der Währungsreform 1948 auch bei uns hier in Deutschland mit Siebenmeilenstiefeln fortschreiten würde, kam in den ersten Jahren nach Kriegsende noch niemand. Das ganze Leben schien immer noch wie festgeklebt zu stagnieren.
Die Elektronik des Optaphon war in einem separaten Blechkasten untergebracht. Die 3 Röhren mußten aber oben bzw. hinten rausschaun, wegen der Wärme. Für "nur" 18cm Tonband-Spulen war alles eine Nummer zu groß dimensioniert, dafür aber unverwüstlich.
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Die versifften Spuren von 60 vergangenen Jahren
Wie lange das Teil erst im Wohnzimmer in Betrieb war und dann irgendwo in einem Keller oder Dachboden vor sich hin gegammelt hatte, ist nicht "überliefert". Die Spuren sind aber untrüglich. Zur Ehrenrettung des (oder der) unbekannten Vorbesitzer(s) muß man aber erwähnen, daß das Bandgeräte-Chassis so extrem unglücklich eng in der Holz-Schatulle eingebaut - eingequetscht - worden war, die Hausfrau kam an diese Stellen so gut wie nicht dran.
Nach einem ersten Blick war mir klar, das schwere Chassis muß aus dem ebenfalls schweren massiven Holz-Gehäuse raus, nur so ginge es mit dem Reinigen.
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Ein paar äußerliche Besonderheiten
In den Jahren vor 1955 gab es unsere wohlbekannten deutschen (genormten) DIN Stecker und Buchsen noch nicht. Jeder Hersteller konnte seine "Brötchen" backen, wie er wollte.
Einige Hersteller hatten sich so ein bißchen miteinander arrangiert und versuchten, die (NF-) Verbindungsleitungen zwischen Plattenspieler und Radio und zwischen Tonbandgerät und Radio für Papa zuhause vertauschungssicher zu "kodieren".
Eigentlich waren es Abwandlungen des damals üblichen 220 Volt Netzsteckers mit einem dritten Stift in der Mitte. Beachten Sie die Form des dritten Stiftes, einmal flach und einmal rund.
Eine gute Chronologie der Ablösung der alten Stecker und der Einführung dieser neuen DIN-Verbinder kan man in den RADIO RIM Büchern nachverfolgen. Die werden in den Bereichen "Literatur und Bücher" eingestellt, zusammen mit dem Rimavox Tonbandgerät von RIM.
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Tonband-Hifi von 1951 mit 38cm/s
Für uns Tonbandfans war die Kombination von 18cm Spulen mit der Studio-Normgeschwindigkeit von 38cm/s schon sehr "beachtlich" oder sonderbar. Denn die Laufzeit eines solchen 515m Langspiel-Bandes, damals gab es ja noch nicht mal das Doppelspielband der BASF, die war bescheiden. Beeindruckend ist die Mechanik, mit der die Entwickler die Geschwindigkeit von 38 auf 19cm/s und zurück umgeschaltet hatten.
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Der oben aufgesetzte Plattenspieler war "ui ui ui"
Noch lange nach 1955 wurden noch überwiegend Schellackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute verwendet. Die neue Single mit 45 U/min und die ebenfalls neue LP mit 33 U/min, beide jetzt aus Vinyl, erkämpften sich nur langsam ihren Duchbruch. In den frühen Ausgaben der ersten Hifi-Zeitschrift - dem "fonoforum" - sowie der ebenfalls frühen Hifi-Zeitschrft "phono" aus Wien kann man die Entwicklung und die Akzeptanz der neuen Schallplatten nachlesen.
Machte aber nichts, es war sowieso nur "Schellack-Qualität"
Der Plattenteller wird auf einem massiven Alu-Arm nach vorne geschwenkt. Ein genau dimensioniertes Reibrad treibt den Unterteller dauerhaft mit 78 U/min an. Oben drauf auf dem Oberteller würde die Platte dann drehen. Der Tonarm ist (war einmal) in einem Gummilager in alle Richtungen drehbar positioniert und wird mittels einer Feder auf die Platte gedrückt. Heute noch ist zu erkennen, daß diese Art der "Abtastung" keine sonderlichen Qualitäten erwarten ließ. Wie das mit der inzwischen abgebrochen Nadel mal funktioniert haben könnte, ist schwierig zu beschreiben. Auf jeden Fall hat das mit Hifi nicht das Geringste zu tun.
Interessanter sind die alten Röhren
Diese uralten Röhren kennen nur noch die inzwischen ganz alten Röhrensammler.
Vor allem Röhren in Metallgehäusen, das gabs nur im 2. Weltkrieg, als bei uns im 3. Reich das Glas ausging. Mit diesen Metallröhren wurden noch lange nach dem 2. Weltkrieg viele Geräte, sogar die exotischsten Geräte konstruiert und betrieben.
Der Haupt-Drehschalter
Die Vermutung liegt nahe, die UHER Entwickler haben hier etwas für ihr UHER Royal abgekupfert. Wenn man das Optaphon zum ersten Male innen von hinten sieht, fällt dieser Drehschalter sofort ins Auge. Der steuert die ganzen Funktionen des Bandgerätes, also auch die Mechanik. Beim UHER steuert der dortige UHER Riesendrehschalter nur die Elektronik.
Wie man dem Bild entnehmen kann, hat sich auch hier der Staub und Schmutz von 60 Jahren angesammelt. Ob der noch geht ??
Die Isolationen der Kabel sind auch bereits seit langem leicht klebrig. Das bedeutet, der Weichmacher in dem Kunststoff gast aus und jetzt wird der Staub extrem angezogen und klebt fest.
Beachten Sie auch die Mühe mit dem umwickelten und verknoteten Kabelbaum.
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Es gab nur den Waagrechtbetrieb
Bei einem Tonbandgerät ist das Ab- und Aufwickeln des Tonbandes von und auf die beiden Spulen einer der kritischen Punkte. Die Aufwickelspule sollte immer etwas mehr Zug haben als benötigt wird, damit das Band schön glatt gewickelt wird. Die Abwickelspule muß im Betrieb wie auch beim Umspulen leicht gebremst werden. Elektronisch ging das damals nicht. Also mußte eine langlebige saubere mechanische Lösung her. Hier ist eine sehr aufwendige Lösung realisiert worden.
Die beiden Spulen mitsamt der Halterungen gleiten auf drei Filzgleitern auf einer Art Scheibenbremsscheibe, die immer etwas schneller bzw. langsamer dreht als jeweils benötigt wird.
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Zuletzt ein Blick auf die Tonköpfe
Bei aller Hinwendung zu der Bandlaufmechanik, die Tonköpfe sind das A und O eines Magnetbandgerätes. Das haben sowohl der ehemalige BRAUN Entwicklungschef Wolfgang Hasselbach wie auch der Berliner Tonkopfspezialist Wolfgang BOGEN noch vor 1950 erkannt.
Hier haben die Loewe Leute ihre Köpfe selbst entwickelt. Das ist kein Kopf von BOGEN oder WOELKE oder TELEFUNKEN. Dann gab es noch den Max Grundig, der äußerst ungern solche wichtigen "Schlüssel"-Teile irgendwo eingekaufen wollte. Und außer Willi Studer ist mir auch kein größerer Hersteller von Magnetköpfen in Europa bekannt.