Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .
. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.
Etwas mehr über das Braun TG 502 Bandgerät - Jan. 1967
Selbstverständlich wurde im Labor des Wolfgang Hasselbach an dem TG 60 weiter entwickelt. Man kannte ja die Schwächen der Germanium Technologie bei den Transistoren und wurde natürlich auch vom Wettbewerb getrieben. Willi Studer brachte im Herbst 1967 mit der legendären ersten Revox A77 den (Silizium transistorisierten) Hammer des Jahres im Bandgerätesektor. Wie auf der TG60 Prospekt-Seite bemängelt, war das mit den DIN-Anschlüssen unter der Bodenplatte einfach nur unhandlich und schlimm. Dei Wärmeentwicklung nach etwas über 1 Stunde Betriebszeit war eigentlich eine Katastrophe, aber gegen Chefdesigner Dieter Rams war bei BRAUN kein Kraut gewachsen. Es mußte da etwas passieren.
Die Revox A77 Bandmaschine hatte drei ganz moderne Pabst Außenläufer Motoren, die aber in das flache TG60 Gehäuse nicht rein paßten. Sie waren einfach zu hoch. Also mußte an anderer Stelle verbessert werden. Im Prospekt steht das teilweise zwischen den Zeilen, warum auch immer. Man wollte die TG60 Bandmaschine nicht in die Pfanne klopfen und deren Kunden richtig verärgern, die waren schon sauer genug. Die finanziell potenten BRAUN Kunden waren zum Glück zu über 90% Sehleute, die wollten ihre Anlage sehen und sich an dem futuristischen Design erfreuen. Die anderen 10% bekamen sehr wohl mit, daß da vieles mit dem TG60 im Argen lag.
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Die HiFi-Stereo-Tonbandgeräte TG 502, TG 502-4, TG 504
Bei den Tonbandgeräten TG 502, 502-4, TG 504 wurde ein Konzept für höchste technische und qualitätsmäßige Ansprüche an Bedienungskomfort (Bedienungssicherheit) und Übertragungsqualität realisiert. In äußerst kompakter Bauweise, volltransistorisiert, besitzen die Tonbandgeräte Eigenschaften, die bei Heimstudiogeräten ungewöhnlich sind; man kann mit ihnen Aufnahmen und Mitschnitte machen, die ohne Verlust die ganze Klangqualität des Originals übertragen:
- Sie haben den präzisen Gleichlauf großer Studiomaschinen,
- sie haben einen großen Geräuschspannungsabstand, der es erlaubt, die volle Dynamik eines Instrumentes oder Orchesters wiederzugeben,
- sie haben einen großen Frequenzbereich, der den vollen Tonbereich von Musik und Sprache ohne Verlust verzerrungsfrei überträgt.
Das sonst übliche Bandrauschen wurde in erstaunlich hohem Maße reduziert, Störgeräusche auf ein Minimum herabgedrückt. Multiplay und Mischpult erlauben das Ein- und Überblenden von Geräuschen, Stimmen oder Instrumenten. Die Geräte besitzen drei Motoren (zwei für Auf- und Abwickeln und 1 Hysteresis-Synchronmotor für den Antrieb der Tonwelle).
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Kapstan-Antrieb und Bandzug-Feinfühlautomatik gewährleisten genauen Gleichlauf. Drei getrennte Tonköpfe für Aufnahme, Wiedergabe und Löschen sorgen für optimale Tonqualität. Elektrisch wirkende Tasten machen die Bedienung des Gerätes zu einem Vergnügen, sie reagieren auf leisestes Antippen.
Da man im allgemeinen für besonders hochwertige Tonaufnahmen die Zweispurtechnik bevorzugt, sind TG 502 und TG 502-4 als Zweispurgeräte ausgelegt (TG 502-4 mit einem zusätzlichen Vierspur-Wiedergabekopf); für die Liebhaber der Vierspurtechnik wurde das TG 504 entwickelt. In wesentlichen technischen Merkmalen und im mechanischen Aufbau sind jedoch alle drei Geräte gleich konstruiert.
Die Tonbandgeräte sind in Form und Technik auf die übrigen Braun HiFi-Bausteine für vollendete Musikwiedergabe abgestimmt. Da sie keine Endverstärker enthalten, werden sie wie die übrigen Bausteine - Plattenspieler, Tuner - an die Verstärker der Studio-Anlagen oder an das audio angeschlossen. Sie lassen sich sowohl horizontal als auch vertikal betreiben; man kann sie z. B. mit dem Tuner-Verstärker audio TS und den Lautsprechern L450 in einer Reihe an die Wand hängen oder mit den Studio-Anlagen nebeneinander stellen.
Ein Plexiglasdeckel schützt vor Staub und Verschmutzung. Er wird durch Schraubverriegelung befestigt und kann für den Betrieb in senkrechter Lage entfernt werden.
Entscheidend für gute Aufnahme- und Wiedergabequalität ist die Wahl des Mikrofons: daher sollte man ein hochwertiges Mikrofon bevorzugen, z. B. Shure 545 oder Shure 565. Ein ausführlicher Prospekt über Shure-Mikrofone ist bei der Braun AG, Frankfurt, Rüsselsheimer Straße, erhältlich.
TG 502 kostet DM 2160.-
TG 504 DM 1995.-
TG 502-4 DM 2270.-(einschl. Mehrwertsteuer).
Maße: TG 502, 502-4, 504 siehe Bild
Gehäuse: Rahmen Stahlblech, weiß oder anthrazitgrauer Kräusellack, Abdleckplatte aluminiumfarben. - Deckel Plexiglas. Gewicht: 19 kg
Mechanischer und elektrischer Aufbau
Die Bewegungsarten für das Band sind an drei Motoren aufgeteilt. Zwei Asynchron-Rohrläufer transportieren das Band von einer Spule zur anderen. Für jede Bewegungsrichtung ist also ein Motor vorhanden.
Dadurch wird ein äußerst schnelles Umspulen des Bandes erreicht. Die Stopzeiten werden durch eine neuartige kombiniert elektro-mechanische Bremse kurz gehalten. Während des Bremsvorganges bekommt der jeweils gezogene Motor ein elektrisches Gegendrehmoment, das solange wirkt, bis das Band stillsteht. Gleichzeitig mit der elektrischen Bremse beginnen die über einem Elektromagnet gelüfteten Bandbremsen zu wirken. Diese Bremsen sind sehr weich justiert. Dadurch wird das Magnettonband, auch Dreifachspielband, mechanisch nicht überbeansprucht. Im Stillstand können beim Bandeinlegen die Spulen leicht gedreht werden.
Zum Bandtransport bei Aufnahme- und Wiedergabebetrieb ist ein polumschaltbarer Hysteresis-Synchron-Außenläufermotor eingesetzt. Das große Läuferträgheitsmoment in Verbindung mit der Synchronisierungswirkung des Kurzschlußkäfigs im Läufer ermöglicht es, Pendelschwingungen zu dämpfen. Dadurch gelingt es, die Tonhöhenschwankungen äußerst klein zu halten.
Der Kopfträger
Sämtliche Bandführungselemente sowie die Köpfe sind Bestandteil des Kopfträgers. Dadurch können die Bandführungen und die einzelnen Köpfe äußerst präzise zueinander justiert werden. Der Kopfträger wird über Steckverbindungen an die Elektronik angeschlossen und mit zwei Schrauben auf der Brücke befestigt. An dieser Brücke ist ferner der Tonmotor und der Andruckarm befestigt. Der Kopfträger mit den Bandführungselementen, der Tonmotor und der Andruckarm bilden also mit der Brücke
einen stabilen Antriebsbaustein.
Bei Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb muß das Band mit einem gewissen minimalen Druck über die Köpfe laufen. Andererseits soll der Bandandruck nicht zu hoch sein, da sonst die Köpfe zu schnell verschleißen. Bei einem konstanten Bremsmoment am Abwickelmotor ergäbe sich bei normalen Spulengrößen eine Bandzugänderung im Verhältnis 1 :3 (volle Spule: nahezu leere Spule). Im TG 500 wird der Bandzug durch eine Regelung, die über einen Fühlhebel auf eine Bandbremse wirkt, nahezu konstant gehalten.
Die Elektronik
Die Elektronik wurde in funktionell zusammengehörige Baugruppen aufgegliedert. Von den Eingangsbuchsen gelangen die Eingangssignale an den Potentiometerbaustein. Dieser Baustein ist als 4-kanaliges Mischpult ausgebildet und verstärkt alle ankommenden Signale auf 1V. Die Mikrofonempfindlichkeit beträgt 100uV. Die Übersteuerungsfestigkeit des Eingangs beträgt 60dB. Die Empfindlichkeit des Radioeingangs beträgt 5mV.
Aber auch ein Signal, das um 50dB höher ist, übersteuert diesen Eingang nicht. Vom Potentiometerbaustein gelangt das Signal an den Aufsprechverstärker. Das Signal wird hier auf den erforderlichen Pegel verstärkt und erhält gleichzeitig die nötige Preemphasis. Hinter dem Aufsprechverstärker liegt der Aussteuerungsverstärker. Dadurch wird in der Aussteuerungsanzeige die Preemphasis und damit die Aussteuerungscharakteristik des Bandes erfaßt. Die Instrumentengleichrichtung ist als Spitzenspannungsgleichrichtung mit schneller Anstiegs- und langsamer Abfallzeitkonstanten ausgebildet. Vom Aufsprechverstärker gelangt das Signal zum Schalterbaustein. Über einen Tiefpaß, der einerseits die Vormagnetisierungsspannung vom Aufsprechentzerrer, andererseits die Pilottonreste eines angeschlossenen Multiplex-Tuners vom Aufsprechkopf fernhält, so daß keine störenden Pfeiftöne entstehen können, gelangt das Signal über den Spurwahlschalter mit dem Vormagnetisierungsstrom zum Aufsprechkopf.
Die zum Löschen und Vormagnetisieren benötigte Hochfrequenzenergie wird in einem Gegentaktoszillator erzeugt. Dieser Oszillator wird mit Hilfe eines Stellers exakt symmetriert und ermöglicht so äußerst rauschfreie Aufnahmen.
Die Tonköpfe
Der Löschkopf ist mit je einem Ferritmagnetkreis mit unterteiltem Spalt für jede Spur ausgerüstet. Er enthält außerdem Keramikstifte, die als Bandhöhenführung dienen. Der Aufsprechkopf ist ein Zweispurringkernkopf mit Spalten von je 10u Breite. Für die Bandkanten ist je eine Einfräsung vorgesehen, die die Lebensdauer des Kopfes erhöht. Konstruktiv ist der Wiedergabekopf dem Aufsprechkopf gleich. Nur ist die Induktivität höher und der Spalt mit 3um, im Interesse einer guten Höhenwiedergabe, schmaler.
Vom Wiedergabekopf gelangt das Signal zum Wiedergabeverstärker. Das Band erhält die erforderliche Deemphasis und wird auf einen Pegel von 1V, der exakt einstellbar ist, verstärkt. Dieser Pegel ist genau dem Ausgangspegel des Potentiometerbausteines gleich. Dadurch wird ein präzises Vergleichen zwischen Eingangssignal «vor Band» und Ausgangssignal «hinter Band» ermöglicht.
Aufnahme-Wiedergabe Frequenzgang gemessen bei 20dB unter Vollaussteuerung; geschrieben von 20 ... 20 000Hz.
Zubehör
Fernbedienung TGF1
zur Fernsteuerung von «start» und «stop». DM 25,-
Entmagnetisierungsdrossel TGM 1
zur Entmagnetisierung der Tonköpfe. DM 25,-
Braun Tonband TB 631
18-cm-Spule Langspielband, 540 m.
Spezial-Langspielband für High-Fidelity^
Aufnahmen.
DM 28,-
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Shure Unidyne III, 545 S
Nierenmikrofon mit achsensymmetrischer Richtcharakteristik. Bewährt bei Ela-Anlagen und Orchestern für hochwertige Tonaufnahmen.
Shure Unisphere I, 565
Dynamisches Spitzenmikrofon, Nierencharakteristik. Beherrscht Rückkopplung, Explosivlaute (Pop), Dröhnen (Boom), Wind- und Atmungsgeräusche.
Fußgestell
Als Zubehör ist im Handel ein Fußgestell erhältlich, auf das das TG 502 aufgesetzt werden kann. Das Fußgestell ist nach dem Anbauprinzip konstruiert und jederzeit so ausbaufähig, daß es für einzelne Geräte getrennt oder auch für mehrere zusammenhängend aufgebaut werden kann. Aus einer Einheit, z. B. für TG 502 kann man größere Einheiten durch Anbauen eines zusätzlichen Fußes und einer Verbindungsplatte bilden. Teil des Systems ist auch ein Ablagefach für Schallplatten oder Tonbänder.
Besonders gut läßt sich das TG 502 mit dem audio 250 zusammenstellen, audio 250 ist äußerlich und in den Maßen auf die Tonbandgeräte abgestimmt.