"tonband" Heft 3 • Juni 1972 • 9. Jahrgang - Kontrollmessungen
am Zweispur-Stereo-Tonbandgerät Braun TG 1000 (Karl Breh)
In tonband Heft 4/1971 veröffentlichten wir einen Testbericht über das Braun TG 1000, aus dem die hervorragende Qualität dieser neuen Maschine hervorging.
Die einzige Kritik, die vorzubringen war, galt den Ein- und Ausschaltknacksen, welche die TG 1000 auch bei völlig weggedrehter Aussteuerung produzierte. Bei professionellen Aufnahmen stören sie nicht, weil man sie einfach wegschneidet.
Will man jedoch ein Band z. B. von Tanzmusik durch Überspielen von Rundfunk oder Schallplatte zusammenstellen, so entstehen bei jedem Start und bei jedem Stop - auch bei Gebrauch der Pausetaste - Schaltknackse. Will man nun zwischen den einzelnen Musiknummern keine Schaltknackse haben, so bleibt nichts anderes übrig als diese durch Schneiden zu entfernen, was natürlich eine lästige Angelegenheit ist.
Die Nachprüfung
Man wollte sich daher bei der Braun AG bemühen, diesen Nachteil zu beseitigen, und wir waren gerne bereit, eine zweite Maschine daraufhin zu überprüfen, ob die Beseitigung der Schaltknackse gelungen ist. Da wir nun schon im Besitze einer zweiten Maschine waren, wollten wir nicht darauf verzichten an dieser die wichtigsten mechanischen und elektrischen Daten quasi zur Kontrolle nochmals zu messen.
Dies erschien uns um so zweckmäßiger, als wir im erwähnten Testbericht die Signal-Fremdspannungs- und Signal-Geräuschspannungs- abstände um einige dB "zu gut" gemessen hatten, dies aber nicht mehr kontrollieren konnten, weil die Testmaschine schon wieder an die Braun AG zurückgesandt worden war.
Und zwar hatte unsere Meßtechnik einen prinzipiellen Fehler gemacht, von dem auch die beiden Tandberg-Maschinen (Heft 1/1971 und 2/1971) profitiert hatten.
Bei den Messungen an der Grundig Tonband-Schatulle TS 600 (Heft 1/1972) wurde die Fehlerquelle erkannt, so daß die in diesem Test veröffentlichten Werte der Fremdspannungsabstände stimmen.
Ergebnisse unserer Kontrollmessungen
Signal-Fremdspannungsabstand, bezogen auf 0 dB Aussteuerungsanzeige, gemessen bei 1 kHz mit Braun-Band TB 1022 und normgerechtem Abschluß bei Stereobetrieb über Ein-Ausgang-Verstärker :
4,75 cm/s | 9,5 cm/s | 19 cm/s | |
linker Kanal | 51,5 dB | 52 dB | 53 dB |
rechter Kanal | 53,5 dB | 55 dB | 55 dB |
bezogen auf Aussteuerung bei k3 - 5 % | |||
linker Kanal | 53 dB | 54 dB | 55 dB |
rechter Kanal | 56 dB | 57 dB | 57 dB |
Bemerkung: Diese Werte allesamt sind noch etwas besser als die in Heft 4/71 veröffentlichten. Darum brechen wir hier die Tabellen ab.
.
Kommentar zu den Ergebnissen unserer Messungen
Die Kontrollmessungen bestätigen die hervorragenden Eigenschaften der TG 1000. Die korrekt gemessenen Werte des Signal-Fremdspannungsabstandes und des Ruhe-Geräuschspannungsabstandes sind immer noch beachtlich gut und stimmen mit den Angaben des Herstellers überein.
Schade, den Fehler nicht behoben
Im Zusammenhang mit dem eigentlichen Anlaß dieser Kontrollmessungen, nämlich der im Testbericht von Heft 4/1971 beanstandeten Untugend der TG 1000, Schaltknackse zu produzieren, hat sich zu unserer größten Überraschung nichts geändert. Es verhält sich in dieser Hinsicht noch alles so, wie es im Testbericht beschrieben wurde.
Hoffen wir also weiter, daß es doch eines Tages gelingen möge, das Entstehen derartiger Schaltknackse bei der TG 1000 - wirklich der einzige negative Punkt einer hervorragenden Maschine, mit der zu arbeiten Freude bereitet - zu unterbinden.
Zusammenfassung
Kontrollmessungen an einer neuen TG 1000 haben den hohen Qualitätsstandard dieser Maschine erneut bestätigt. Leider ist es dem Hersteller noch nicht gelungen, der TG 1000 ihre einzige Untugend auszutreiben, nämlich Schaltknackse zu produzieren.
Br. (das war also Karl Breh selbst !!)
.
- Anmerkung : Das war eine von Karl Brehs schwierigsten Unterhaltungen mit BRAUN Chefentwickler (und langjährigem Freund) Wolfgang Hasselbach, (übrigens beide studierte Diplomphysiker) - ihm ganz sachte aber fundiert beizubringen, daß der eigentliche Fehler doch nicht beseitigt wurde. Es hatte - laut Herrn Breh bei meinem Besuch in 2010 die jahrzehntelange Freundschaft - zum Glück - aber doch nicht getrübt. Unter Freunden war ein offfenes Wort Gold wert.
.