Manche E-mails sind so goldig und so treffend, die muß man einfach mal lesen.
Also hier kommen eine Auswahl von (fremden) uns zugemailten lustigen Texten, die mehr als nur fachliche Informationen und Kommentare enthalten. Die vielen Fachinformationen stehen dann auch bei den einzelnen Geräten.
INFORMATIONEN_-_KOMMENTARE : MR schreibt am 17.4.2007
Hallo,
Noch ein paar Anmerkungen zur DDR-Technik .... Ich bin auch ein Kind der Zone - wenn auch nur die ersten 15 Jahre meines Lebens, habe aber durchaus die Mangelwirtschaft erlebt. Die Teils gravierenden Unterschiede in den Aussagen zur Versorgungssituation mit Bandgeräten wie auch anderer Elektronik in der DDR liegt primär an der Region. Der Spruch, daß das, was man in Berlin nicht bekommt, auch nirgends anders in der Republik zu bekommen sei, stimmte für diverse Lebensmittel (Bananen, Nougat, ...). Mit den Konsumgüterwaren sah das aber anders aus.
Die Planwirtschaft verteilte die produzierten oder importierten Geräte nicht auf die Bevölkerungsdichte der Region sondern eher auf die Fläche. So war es normal, daß diverse Geräte, die man in Berlin und anderen Großstädten nur als "Bückware" bekam, in den nördlichen Regionen (heutiges Mecklenburg Vorpommern) im Überschuß vorhanden waren.
Für mich war es z.B. nie ein Problem, Spulenbänder oder Compact Cassetten zu kaufen. Die waren im lokalen RFT-Geschäft immer vorhanden. Auch der Kauf einer Bandmaschine war in den 1980er nicht (mehr) so schwierig. Logisch, eine Auswahl war kaum vorhanden.
Mit etwas Geduld war aber ein aktuelles Gerät von Tesla, RFT oder auch der sowjetische Jupiter zu bekommen. Viel schwieriger war es da schon, ein brauchbares Cassetten-Deck zu bekommen. Das Laufwerk aus der HMK-500 Serie war das einzige Brauchbare Stereo-Deck aus eigener Produktion und war kaum zu bekommen. Da wurde dann zwangsläufig auf japanische Import-Geräte zurückgegriffen, die via Genex oder Intershop gegen Westgeld zu haben waren - natürlich nur für diejenigen, die über die Devisen verfügten. Alles in allem war die Mangelwirtschaft nicht zu übersehen, nur wie gesagt, es war Regional sehr unterschiedlich ausgeprägt.
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In der folgenden Mail schreibt MR
Frage : darf ich den obigen Text anonym auf den DDR Seiten verwerten ??
Hallo, klar, kein Problem.
Nur eine kleine Korrektur... Es muß natürlich HMK-200 und nicht HMK-500 heißen. Auch die HMK-100 Serie war beliebt und dementsprechend schwer zu bekommen.
Vielleicht noch so ein Beispiel von Angebot und Nachfrage in der DDR... Ich kann mich erinnern, daß so ab 1987 bei RFT in meiner damaligen Heimatstadt Bad D... an der Ostseeküste "Walkman" ähnliche Geräte von Sanyo (der Name Walkman gehört ja Sony) rumlagen und keiner wollte sie kaufen oder es waren einfach zu viele Geräte vorhanden. Bei Japan-Ware (alles von Sanyo) gab es soetwas für gewöhnlich nicht. Solche Geräte gingen üblicherweise unter dem Ladentisch weg.
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und weiter geht es am 18.4.07
Frage : Was gibts denn noch für Informationen über alte DDR Bandmaschinen bei Dir im Haus oder Erfahrungen oder Stories ?
Naja, so viel weiß ich auch nicht zu berichten. Wie ich ja schon schrieb, zur Wende war ich knapp 15 Jahre alt. Ich kann mich aber erinnern, daß mein Vater bis in die frühen 80er ein BG-23 in Benutzung hatte. Dazu wäre zu sagen, daß die mit diesen Röhrengeräten aus den 60er Jahren erreichbare Qualität allemal ausreichte, um die verfügbaren Quellen unverändert reproduzieren zu können. Wer nicht gerade in und um Berlin wohnte und somit die RIAS auf UKW nicht empfangen konnte, hatte nur Radio Luxemburg und den Soldatensender auf Mittel- bzw. Kurzwelle zur Auswahl. Meine Eltern haben bis in die frühen 80er - zumindest morgens zum Frühstück - noch Radio Luxemburg auf Mittelwelle gehört. nach und nach wurde dann immer mehr NDR2 gehört, der dann über den rund 100 km entfernten Sender in Eutin / Schleswig Holstein) verfügbar wurde. Ostradio wurde nur in der der Sommersaison gehört, wenn die Ostseewelle auf Sendung war.
Ansonsten war es so, daß man sich irgendwann im Alter von 25 bis 35 seine eigene Bandmaschine kaufte. In der Familie waren da eigentlich durchgängig B54/B56 von Tesla und die sowjetischen Jupiter im Einsatz. Letzere war ja eine 4-Spur-Maschine und hatte, wenn ich mich richtig erinnere, immer mal gerne mit Kontaktproblemen am Spurumschalter zu kämpfen. Ansonsten waren die Maschinen nahezu unverwüstlich. Wie sagte man bei uns zu den großen (und vor allem scheren) Maschinen aus der Sowjetunion ? "Sibirische Heimarbeit - aus einem Stück gefeilt.")
Für mich als damaliger Jungendlicher blieb eigentlich nur ein Portable mit Kasettenlaufwerk übrig. Bandmaschinen waren in dem Alter unbezahlbar und auch gar nicht wirklich gewollt. Das war damals schon nicht anders als heute bei den Kids... Hauptsache klein und laut. Mein erstes Portable war ein "Anett IS 2". Das darin enthaltene Kassettenlaufwerk war ein typisches Mono-Laufwerk, das mit einem Motor auskam und eine sehr schwergängige Mechanik hatte. Bei genauem Hinhören waren Gleichlaufschwankungen leicht auszumachen und die Gesamtgeschwindigkeit war abhängig von der Betriebsspannung. Für den Motor gab es keine extra Regelung. Sank die Betriebsspannung (wenn z.B. im Batteriebetrieb Selbige langsam schwach wurden), dann wurde auch die Wiedergabe langsamer) Mitgeschnitten habe ich dann generell an jedem Wochenende (ich glaube, Sonntags Abends von 18:00 bis 20:00) von NDR2 die Top 20 und dann jeweils die Sendung "Duett" auf DT64, woimmer es die Westmusik als gesamtes Album ohne Unterbrechungen und in voller Länge gab. Später wurde dann umgestellt auf einen KR650 - immer noch Mono, aber ein besser bedienbares Laufwerk. Zu der Zeit wurden dann auch die Stereo-Geräte der SKR55x Serie begehrt und auch verfügbar.
Für mich fiel die Entscheidung allerdings auf einen Geracord GC6020. Immer noch Mono aber standesgemäß passend als Datenlaufwerk für den Heimcomputer KC85/3. Ab dem Zeitpunkt wurden dann allerdings auch die normalen Mitschnitte mit dem Geracord gemacht. Die manuelle Austeuerung brachte einfach die bessere Qualität gegenüber den Automatiken.
Eine recht schöne Auflistung mit Bildern und Kurzbeschreibung all der Geräte ist hier zu finden: http://www.rft-hifigeraete.de
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Etwas zu den Bändern...
Die Spulenbänder von ORWO (so war die offizielle Bezeichnung von Agfa Wolfen) aus den ersten Jahren waren teilweise wirklich mies.
Man sah den entsprechenden Bändern schon an der Farbe an, wie stark sie schmieren - je heller desto schlimmer. Das wurde im Laufe der Jahre dann besser, erreichte aber mit Sicherheit nicht die Qualität westlicher Bänder.
Bei den Kassetten sah es besser aus. Die normalen Eisenoxid-Kassetten hatten einen schlechteren Frequenzgang gegenüber den Westkassetten und die Köpfe brauchten wohl öfter eine Reinigung.
Alles in allem waren die aber durchaus brauchbar.
Besser wurde es, als dann in der zweiten Hälfte der 80er die Chromdioxid-Kassetten verfügbar wurden. Damit gab es auch einen neuen Typ Eisenoxidbänder, die den internationalen Normungen für Qualität entsprachen.
Hier mal die Fotos von einem Chromdioxid-Band aus der neuen und letzten Serie (Produziert Mai 1989):
Das Layout der Eisenoxid-Bänder war entgegen den Chromdioxid-Bändern nicht in grau sondern in gelb gestaltet, wenn ich mich recht erinnere. Irgendwo habe ich auch noch solche Bänder rumliegen.
Das Chromdioxid-Band hab ich einfach mal vorhin getestet... es ist bei weitem nicht so weit aussteuerbar wie Bänder von BASF und Co., es geht also sehr schnell in die Sättigung. Der resultierende Nutzpegel bei maximal machbarer Aussteuerung liegt rund 3 dB unter dem von BASF & Co. Damit ist der SNR natürlich auch schlechter. Vom Frequenzgang ist es den Westbändern wiederum ebenbürtig.
Was vielleicht in der Bundesrepublik weniger bekannt ist... Die Eisenoxid-Kassetten gab es auch als Bausatz! RFT unterhielt in jeder Bezirksstadt eine extra Filiale nur für Bastlerbedarf. Da gab es entsprechend elektronische Bauteile aus dem gesamten RGW-Bereich, mechanische Ersatzteile diverser RFT-Geräte und auch Modellbaubedarf zu kaufen. Außerdem hatte RFT diverse Bausätze im Angebot, die sich primär an den Anfänger in der Elektronik richteten. Unter diesen Bausätzen gab es dann die Kuriosität Audio-Kassette als Bausatz. Wenn ich mich richtig erinnere, waren pro Bausatz immer die Einzelteile von 3 Kassetten drin. Die Bandwickel waren transportgesichert. Es war also nur die Sicherung zu entfernen, die Wickel in die untere Gehäuseschale zu legen und das Band entsprechend einzufädeln. Obere Schale drauf, zuschrauben fertig. So kam man an 3 Bänder zum Preis von einem.
Achja, was mir gerade noch einfällt.. Das Tesla B57 und später auch das B100 waren häufig in Schulen im Einsatz.
Ich muß direkt mal, wenn ich im Mai wieder mein Elternhaus besuche, meine alte Werkstadt durchstöbern. Da steht definitv noch ein Smaragd und vielleicht auch noch ein BG100 von Tesla. Diverse Bedienungsanleitungen und Schaltpläne diverser DDR-Geräte dürften auch noch herum liegen. Das ein oder andere Radio aus DDR Produktion dürften meine Eltern sogar noch in gelegentlicher Nutzung haben. Dann wird es aber auch schon eng. Den "RK88 Sensit" hab ich letztes Jahr entsorgt, hier in Betrieb ist noch ein "Robotron RS 2510", davon aber auch nur noch die Endstufe.
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Nachtrag vom 19.4. - Eine geniale Fehlentwicklung
Da hab ich doch noch was gefunden, wozu recht wenig geschrieben steht. Es geht um "BASF LVR".
Wir hatten im Osten als Normal Sterbliche zwar nicht den Zugriff auf die Westtechnik, aber es gab gute Fachliteratur. So erschien z.B. im Jahr 1987 der 704-seitige Wälzer "Lexikon Unterhaltungselektronik" (Redaktioneller Stand 1985, ISBN 3-344-00103-5), in dem weitestgehend wertfrei die bis dato bekannte Technik als Lexikon beschrieben wurde.
Daraus mal fotografiert die Beschreibung für LVR (Der Scanner hat sich irgendwann mal verabschiedet).
Anmerkung vom Autor G.Redlich : Das BASF LVR System wurde frühzeitig (also viel zu früh) mit viel (BASF-) Tamatam eingeläutet und ist dann noch schneller wieder gestorben, sogar noch bevor irgendwelche Geräte ernsthaft ausgeliefert waren.
Wurde in 2004 nicht auch mal ein super toller Laser Video Projektor von Schneider mit viel Tamtam angepriesen ? Wo ist der jetzt ? Schneider jedenfalls ist pleite.
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