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Was fällt auf, wenn man in das ATR-60 Laufwerk rein schaut ?

von Gert Redlich im Jan. 2018 - Das ist keine Tonband-Maschine mehr aus der TEAC Hobby- Bandgeräte- Zeit. Das ist eine ganz andere Profi-Konstruktion, sicher aber basierend auf den Erfahrungen von 30 Jahren Magnetbandgeräte-Produktion bei TEAC.
Das Laufwerk (die Amerikaner sprechen immer nur von dem sogenannten "transport") soll und muß vom breiten 2" Band auf schweren ALU-Spulen über das 1" Band und das 1/2" Band bis herunter zum für uns ganz normalen 1/4" Band alles bewältigen können. Und das geht nur mit elektronisch geregelten Bandzügen auf beiden Seiten des Kopfträgers.


Weiterhin ist diese Maschine mit ihren 38 Kilo - nur für das Laufwerk - nicht für einen transportablen Einsatz konzipiert - wie zum Beispiel eine Revox A77.
Es gib zwar versenkte Tragegriffe in den Seitenverkleidungen, - nur - bei 38 Kilo ist das alles "relativ".
Die Hauptbefestigung (später) sind die beiden sehr stabilen 19" Rack-Einbau- schienen links und rechts.
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Erfreulich - die Bedienung orientiert sich am "Rechtshänder"

SABA - unglücklich

Die wichtigen Laufwerktasten befinden sich rechts vorne, also nicht wie bei manch anderen Studio-"Spezialisten" irgendwo auf der Frontplatte. Das hatte mir an der 15 Jahre älteren Telefunken M15 Studiomaschine nie gefallen. Beim Beobachten im Rundfunkstudio hatte der Bediener immer links den Umspul-Regler unter der Hand und rechts die Laufwerktasten "im Griff". Das ist hier (meiner Meinung nach) besser gelöst.
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Die 5mm Chassis-Grundplatte
hier wohnt der Capstan Motor
2 x 5mm Stahl-Quer-Traversen

Das massive Laufwerk - ohne Druckguß-Basis - ist ebenso stabil

Also es geht. Man muß nicht unbedingt ein schweres (Leichtmetall-) Gußchassis drunter setzen. Eine massive 5mm ALU-Platte mit ausgestanzten Löchern und dazu noch 2 Quertraversen aus massivem Stahl, das funktioniert allemale.

Das Hauptchassis ist also eine formatfüllende große 5mm dicke ALU-Platte, die mit den Quertraversen massiv versteift ist. An den Rändern sind stabile verzinkte U-Profil-Schienen montiert, die dem gesamten Laufwerk-Kasten eine sehr sehr gute Eigenstabilität bringen. Das Chassis verbiegt sich wirklich nicht.

Die 38 Kilo sind notwendig und daher gerechtfertigt, alles ist richtig stabil - im Gegensatz zu manchen TEAC- Consumer-Maschinen, die sehr sehr wackelig bzw. flexibel oder "biegsam" waren.

Das Grundchassis der TEAC A-3300 Modellreihe
ist da eine erstaunlich wohltuende Ausnahme.
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Nicht alles ist "perfekt"

Doch man sieht auch, es ist immer noch ein Stück Labormuster dabei, so richtig weg bzw. "hin" haben die Entwickler das nicht bekommen.

An den äußeren U-Profil-Schienen sind an allen Seiten "Winkelchen" nachgebessert bzw. angeschraubt worden. Die Front- Abdeckung sollte versenkt montiert werden. Ob man das nicht hätte anders lösen können ?
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Das Innenleben von vorne gesehen

An der Chassis-Platte sind links und rechts zwei U-Profile angeschraubt und dahinter sind die beiden hier nicht sichtbaren Quertraversen. Diese Alu-Platte verbiegt sich nur bei einem freien Fall aus 2 Metern Höhe (UPS Transport Vorgaben).

Die beiden Wickelmotoren sowie der Capstan Motor sind massiv hinter dieser Alu-Platte verschraubt. Die Bremsen samt Bremsmagnet sitzen sichtbar von vorne auf der Platte.
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Der 8-Spur Kopfträger

Drei massive Stehbolzen
Das head-shield versenkt
es kommt nicht mehr hoch
hier die verharzte Sperre

Auf drei starken hochstehenden Bolzen wohnt die massive Kopfträgerplatte. Die wird noch gesondert beschrieben. Oberhalb dieser Einheit sind die beiden massiven Bandzugsfühlhebel samt der Elektronik fest montiert.

Die Köpfe können zur Vermeidung von fremden Einstrahl-Störungen (z.B. während der Aufnahme) mit einem (versenkbaren) "head-shield" abgeschirmt werden. Doch dieses kugelgelagerte "Kopf-Schild" hatte an dieser Maschine ein Problem.

Es saß irgendwie vollkommen fest. Und nirgendwo im Users-Manual oder Service-Handbuch stand oder steht beschrieben, daß es eigentlich durch ganz leichtes Draufdrücken auf das geriffelte Feld wieder von unten hoch kommen müsste. Wenn man es weiß .... - so war das natürlich ganz großer Mist.

Unser "head-shield" saß also ganz unten fest und zwar bombenfest und bewegte sich keinen Millimeter. Nach der Explosionszeichnung schien es von einem Magneten gesteuert zu werden. Doch das stimmt aber nicht.

Der auf 4 Kugeln gelagerte massive Schlitten, eine sehr aufwendige Konstruktion, beinhaltet eine kleine Einrast-Mechanik, die einfach nur verharzt war und nicht mehr ausgelöst hatte. So einfach war das.

Wenn man es dann weiß, ist es simpel und man kann das Buchsenfeld hinten abschrauben und dort mit einer hellen Taschenlampe nach dem Rechten schaun. Und ein Tropfen Öl ... und das Problem ist für die nächsten 30 Jahre weg.
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Die Bandzug-Regelung

Solch eine elektronische Bandzugregelung müssen die beiden Wickel-Motoren auch von der Steuerung her verkraften können. Es müssen Servomotoren sein.

Der Bandzug-Sensor soll und muß einen feinfühligen analogen Weg abbilden und das mit einer leichten Federkraft und einem optimal "langen" Regelweg.

Das wird hier - wie auch bei den meisten Wettbewerbern - mit einer anlogen Lichtschranke und einer Abschattung durch eine an dem Hebelarm/Fühler montierte Blende gemacht.

Und geschickter Weise läßt man diese Hebelarme nicht an die Endstellungen knallen, sondern bremst solche Vorkommnisse mit mehreren Federn ausgewogen und leise ab.

Diese ganze Bandzug- Regelmechanik scheint sehr ausgegoren (wir nennen das "inzwischen ausgereift") zu sein. Alles ist robust und vor allem von der Bandführung her sind die Umlenkrollen in der wichtigen Horizontalen spielfrei und stabil.

Über die beiden separaten Extra-Platinchen kann man geteilter Meinung sein. Das hätte nicht sein müssen.
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  • Anmerkung eines Lesers im März 2020, der diese Seiten sehr genau durchgelesen hat. Also das mit den "Lichtschranken" war trotz meiner Mühe leider immer noch viel zu oberflächlich betrachtet, es ist gar keine Lichtschranke, - auch wenn es scheinbar so aussieht.

    Hallo, mein Kommentar zur Beschreibung der Tascam ATR-60:

    Sehr interessanter Einblick ins Gerät. Die Anmerkung, dass die separaten kleinen Platinen an den Bandzug-Fühlhebeln unnötig wären, dürfte allerdings falsch sein. Wie im Manual der Maschine auf dieser Seite beschrieben und auch auf dem Detailbild der Bandzugregelung zu sehen ist, handelt es sich nicht um eine Lichtschranke, sondern um zwei gekoppelte Spulen. Die Ansteuerung und Auswertung der HF-Signals dürfte nur mit kurzen Zuleitungen vernünftig zu realisieren sein -> also lokale Platinen. Als Grund für die Verwendung dieses Prinzips nennt das Manual die geringere Anfälligkeit des Systems gegen Bauteile-Alterung gegenüber Lichtschranken mit Foto-Widerstand oder Foto-Transistor und Lichtquelle, durchaus gewichtig für eine Profi-Maschine.

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Das Netzteil der ATR-60-8

Das Bedienteil des Laufwerks
Die Netzteil-Elektronik
Der 400 Watt Netztrafo

Unterhalb des Kopfträgers hört diese 5mm Alu-Platte auf und dort wohnen die Bedienelemente (vorne) und die Netzteil-Elektronik (dahinter auf der Rückseite).

Der richtig dicke Trafo "wohnt" ganz oben zwischen den beiden Wicklemotoren und den Kühlprofilen der beiden Motor-Regelungen und ist rundrum doppelt abgeschirmt. Dazu muß man wissen, daß dieses Netzteil im Laufwerk die gesamte 8- oder 16-Kanal Verstärkertechnik und die 8-Kanal dbx-Einheit mit Strom "mit-"versorgen muß. Tascam spricht von zusammen insgesamt etwa 350 Watt Maximum.

Auch ist das Netzteil komplett analog ausgelegt, obwohl es 1985 schon professionelle, zuverlässige und deutlich leichtere Schaltnetzeile gab - siehe Revox B251 Vollverstärker.
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Der Trafo hat 6 Sekundärwicklungen, an denen mehrere Gleichrichter mit Spannungsregulatoren dran hängen.
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Die Steuer-Elektronik im Laufwerk

Die ganze elektronische Laufwerksteuerung befindet sich auf zwei großen Platinen auf der Rückseite des Laufwerks, mit ein paar Ausnahmen natürlich. Das sind z.B. die beiden Regelverstärker der Bandzugregelung. Warum die nicht mit integriert wurden, ist nicht schlüssig. (Doch, ist es, hier steht, warum.)
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Die Kabel-Verbindungen zur Audio-Elektronik

Gemeint ist natürlich der separate Kasten mit den Aufnahme- und Wiedergabe- Verstärkern. Der ist absichtlich abgesetzt in einem separaten 19" Gehäuse. So kann ihn der Bediener an die Stelle montieren, an der er ihn am günstigsten braucht.

Diese Elektronik-Einheit gibt es als 2-Kanal, 4-Kanal, 8-Kanal und bestimmt auch noch mehr. Die TASCAM M16 ist vom Laufwerk her nahezu baugleich mit der ATR-60, halt nur für noch schwereres 2" Band.

Die diversen Kabel der ATR-60 sind am Laufwerk fest angeschlossen und kommen in schwarzen Kabelschutzhüllen oder Schläuchen (Knickschutzhüllen) hinten - einfach so - raus. Auch sind diese Kabel ganz schön lang. Daß sich das beim Fremdspannungsabstand nicht bemerkbar macht, ist schon ungewöhnlich.
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Die Aufnahme- und Wiedergabeverstärker

Hier wurde ein wirklich professioneller Aufwand getrieben - und das auf höchstem technischen Niveau. Das ist eben kein Vergleich zu den TEAC Hobby-Tonbandgeräten, auf deren Basis ja die ganze TASCAM Familie aufbauen "würde", jedenfall anfänglich. Das hier in der ATR-60 hat mit den alten bekannten TEAC- Entwicklungen nichts mehr zu tun, obwohl es aus den vermutlich gleichen Labors kommt.

Hier liegen die Schaltpläne der einzelnen Verstärker vor, wirklich feinste Sahne.
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ein geparkter Absatz folgt


Die beiden kleinen Bedien-Panels lassen sich abnehmen.

 

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