Der Grundig CCT-903 gehört zur ersten Fine Arts Geräteserie
In dem CCT-903 (aus der ersten Fine Arts Geräteserie) sind 3 Motoren je (Doppel-) Laufwerk eingebaut.
Wobei das mit den 3 Motoren irgendwie etwas täuscht, es sind ein Capstan- Servomotor für beide Capstan-Schwungmassen und ein Wickelteller-Motor am Werkeln. Der dritte Motor betätigt die Wickelteller-Bremsen ???
Die Tonköpfe bei Laufrichtungsumkehr dreht vermutlich ein Magnetschalter. Ich müsste eines der Laufwerke komplett zerlegen.
Andere Edellaufwerke haben wirklich 3 Laufwerks-Motoren nur für den Bandantrieb (wie die ehemals großen Bandmaschinen) und einen vierten für den Kassettenschacht oder den Tonkopf-Schlitten, der dann von unten in die Kassette geschoben wird.
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Der Servomotor treibt über einen großen immer noch funktionierenden Flachriemen beide Schwungräder gleichzeitig an. Das alles funktioniert (nach 40 Jahren) immer noch sauber und problemlos.
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Bei der Inbetriebnahme nach 40 Jahren
Von Karl Breh haben wir einen ganzen Schwung seiner edlen DHFI Prüf- und Meßkassetten geerbt und die laufen natürlich zuerst mal durch.
Und da kommen die ersten Auffälligkeiten zum Vorschein. Die beiden senkrechten Aussteuerungsanzeiger haben zwar jede Menge Unterteilungen, also kleine Striche, die jedoch "geschummelt" immer nur in Viererblocks angesteuert werden. Das ist natürlich unglücklich, weil auf der Meßkassette ein symmetrischer 1 kHz Dauerton drauf ist und die CCT-903 Anzeige einen Pegel-Unterscheid von mehreren dB vorgaukelt. Das können die feiner auflösenden SONY- Anzeiger inunseren DAT Recordern deutlich besser.
Im Gegensatz zu den GRUNDIG 5000 Kassettenlaufwerken ist die Pegelgleichheit besser. Irgendwo läßt sich das auch noch feiner abgleichen, aber das kommt noch.
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Die Bedienung bei flauer Beleuchtung
Wie man auf dem Vergleichsbild ganz oben und auch hier nebendran erkennen kann, sind die Bedien-Tasten der beiden Laufwerkssteuerungen leicht angeschrägt. Im Dunklen oder bei schummriger Beleuchtung sind die Funkionen nicht zu erkennen, und das ist sehr unglücklich. Das Bedienen ist damit sehr mühsam. Soetwas fällt nur dann sofort und unangenehm auf, wenn da noch 3 oder mehr andere gleichartige Kassettengeräte daneben stehen, mit denen es viel einfacher funktioniert.
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Nochmal zu den Laufwerken
Beide Laufwerke haben die fast gleiche Antriebsmechanik. Ein Motor treibt den Doppel-Capstan über einen Flachriemen an (in der Mitte oben). Ein zweiter Motor (rechts) treibt die beiden Wickelteller (die Mitnehmer-Nasen für die Kassettenwickel) an und ein ganz kleiner Motor (ganz links) steuert die Laufrichtung der Wickelantriebe und vermutlich auch die Rotation des Magnetkopfes. Das ist so genau nicht zu erkennen. Er läuft nur ganz kurz bei der Laufrichtungsumkehr.
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OEM Mechanik mit Grundig Elektronic
Der mechanische Teil des (ausgefuchsten) Kassettenlaufwerkes "riecht" nach einer OEM-Version eines großen japanischen Herstellers. Die Huckepack-Steuerelekronik auf der Rückseite ist von Grundig, das Dämpfungselement der Laufwerkklappe - eine Art von Stoßdämpfer - ebenfalls.
Bemerkenswert sind die drei Trimmer auf jeder dieser Reglerplatinen. Die beiden Laufwerke unterscheiden sich nur in der Kopftechnik, einmal nur Wiedergabe ohne Löschkopf und einmal Aufnahme und Wiedergabe und jeweils in beiden Richtungen.
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Es gibt ein paar Besonderheiten, die nachdenklich stimmen ....
Da ist zum einen der handgewickelte Schnittbandkerntrafo. Das kam bei Grundig früher nicht vor. Die Grundig-Stückzahlen erzwangen geradezu jede nur mögliche Automatisierung und dazu war Grundigs Trafofabrik legendär, ebenso wie die Lautsprecherfabrik. Die Stückzahlen gingen in die Hunderttausende. Diese Stückzahlen waren zumindest bei diesem Modell nicht besonders hoch.
Es wurde an mehreren Stellen nachgebessert
Dem Betrachter fällt natürlich sofort ein schwarzer Draht ins Auge, der die Metallrahmen der beiden Laufwerke nach ganz hinten rechts zu einem nachträglichen gemeinsamen Masse-Punkt verbindet. Und dort "landet" auch ein Draht von der Audio-Elektronik sowie ein Draht von der Masse der Cinchbuchsen mit zwei Kondensatoren. Vermutlich hatte das gesamte Gerät entweder gebrummt oder es hatte eine seltene HF-Schwingneigung wie unser dicker SONY Vollverstärker.
Auch der etwas schräge Kondensator ganz rechts außen ist nachträglich eingelötet worden.
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Die Frontplatte ist Alu-Massiv und die Seitenwände sehr edel
Selbst die beiden Kassettenschacht- Klappen sind aus dem dickem ALU-Profil gestanzt. Die Mechanik des Öffnens und Schließens macht einen sehr guten Eindruck, auch wenn das nicht elektrisch geht.
Das gesamte Grund-Chassis ist dagegen ein echt labberiges zu dünnes Blechteil, also nicht verwindungssteif. Es verbiegt sich über einen Zentimeter und das können verschraubte Platinen überhaupt nicht leiden. Das haben uns die Japaner deutlich besser vorgemacht, wie man mit wenigen ins Blech gestanzten Längs- oder Quer-Rippen dem Grundchassis eine Eigenstabilität verleiht. Der CCT903 Recorder wird erst stabil, wenn der Deckel sorgfältig verschraubt ist.
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Das Netzteil mit 3 analog regulierten Spannungen ist sehr sauber aufgebaut und weit von der Elektronik weg, obwohl ein Schnittbandkerntrafo sowieso nicht streut.
Auch die Aufteilung der 5 Platinen ist logisch sinnvoll und durchdacht. Ob irgendwelche Kunden dieses Dubbing, also das schnelle Duplizieren von Kassetten jemals gebraucht hatten ? Ich kenne da niemanden.
Die Ausgangsspannung kann durch einen Pegel-Abschwächer hinten auf der Rückseite sehr gut eingestellt werden. Zusätzlich ist der Kopfhörerausgang vorne rechts auch noch regelbar.
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Ein Blick auf die Köpfe
Diese Doppel-Capstan Mechanik schüttelt man nicht so einfach mal aus dem Handgelenk, die kauft man dazu.
Im SONY WE405 sieht es sehr sehr ähnlich aus
Und einfach mal nur zum Staunen, die Anzahl Potis
Ich habe Geräte gesehen, die nicht ein einziges Trimm-Potentiometer enthalten.