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Das ONKYO TA-2870 Kassettengerät von 1991 bis 1995

von Gert Redlich im Dez. 2021 - Bei der Betrachtung und Beurteilung dieses ONKYO Recorders muß man das weltwirtschaftliche Umfeld unbedingt mit einbeziehen, sonst kommen falsche Schlußfogerungen ins Blickfeld.

Der gesamte Elektronik-Markt war ab 1978 weltweit "erstmal ins Schleudern" gekommen. Bis 1982 verabschiedeten sich viele amerikanische und deutsche Frmen vom Markt und nur die Namen / Logos blieben übrig. Ein solches Beispiel bei uns war DUAL und in den USA zum Beispiel die Firma KOSS. Bei der BRAUN AG wurde die Hifi-Sparte aus dem Mutterkonzern "ausgegliedert". In Japan kämpften vor allem die ganz großen Firmen mit mehr als 100.000 Mitarbeitern ums Überleben. Aufgrund dieser langen Krise stand Japan im Jahr 1990 ganz ganz dicht vor dem Staatsbankrott.

Die großen Firmen mußten unbedingt sparen und dennoch neue wettbewerbsfähge Produkte verkaufen, denn diese 100.000 (Bei SONY und Matsushita waren es jeweils 300.000 Mitarbeiter) wollten beschäftigt sein.
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Das 1991er Flaggschiff von ONKYO bei den CC-Recordern

Das TA-2870 bei uns im Labor

Das Spitzengerät bei ONKYO mußte also super toll sein - laut der Prospekte - aber dennoch so billig wie möglich in der Herstellung. Der Marktpreis sollte und mußte alle anderen Wettbewerber, also auch die japanischen "Kollegen", unterbieten.

Wenn man das Gerät öffnet, stechen diese Konstruktionsbedingungen sofort ins Auge.

Es hat nach wie vor nur ein echtes 2 Motoren Laufwerk. Der 3. Motor bewegt den Tonkopfschlitten auf und ab und steuert die Wickelteller-Bremsen. Die beiden Wickelteller werden also von nur einem Motor angetrieben, das erfordert wiederum anfällige Mechanik. Bei SONY hatte man echte elektronische geregelte 3-Motoren Laufwerke mit einem 4. Motor für den Kopfträger entwickelt. (aber auch nicht bei allen SONY-Modellen !!) Das war natürlich deutlich teurer. Somit ist das TA-2870 nur rhetorisch ein Spitzen-Gerät unter den CC-Recordern.
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Offene 230 Volt Kontakte im offenen Gerät

Es gibt Dinge, die den Servicetechniker immer wieder ärgern, weil sie mit einem solch geringen Aufwand vermieden werden konnten, daß einem die Sprache weg bleibt.

Das sind beim 230 Volt Netzanschluß und am Trafo und am Netzschalter die blanken Kontate, bei denen es  nicht mal für ein Stückchen Plastikfolie gereicht hatte. Das ist eben billig.
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Das eigentliche Kassettenlaufwerk

Das eigentliche mechanische Kassettenlaufwerk ist vermutlich in ganz vielen ONKYO Recordern verbaut (ich habe das nicht weiter recherchiert) und wirklich nichts Besonderes. Ich vermute sogar, es ist von einem "Spezialisten" zugekauft. Die Intelligenz und die propagierten Fähigkeiten des Recorders stecken jetzt im Mikroprozessor und der Elektronik.
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Doch da gibt es einen Systemfehler in der Laufwerke-Mechanik, der mit zunehmendem Alter große Sorgen bereitet. Die allermeisten Hersteller überlassen das Einlegen der Kassetten der Geschicklichkeit des Bedieners. Die besseren Hersteller geben kleine Hilfen, indem sie die Kassette beim Einlegen ausrichten.

Bei Grundig zum Beispiel müssen Sie die Kassette schräg von oben in die Aufnahme einführen und dann senkrecht an die Frontwand drücken. Bei anderen Grundigs legen Sie die Kassette in eine Schublade und den Rest macht das Laufwerk.

Bei SONY zum Beispiel lassen Sie die Kassette in den schräg nach oben ausgefahrenen Schacht gleiten und drücken den Schacht in die Öffnung der Frontplatte rein. Dann beim Start /Aufnahme+Wiedergabe hebt SONY von unten den Kopfträger mit einem Hubmagneten in die Kassette rein und verriegelt diese gegen eine vorzeitige Entnahme. Der Hubmagnet steht dauernd unter Strom und beim Stromausfall oder beim Ausschalten läßt er einfach los. Man kann die Kassette wieder entnehmen.
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ONKYO hat da eine sehr eigene Lösung gefunden

Die Nockenwelle im Betrieb
und hier ausgebaut
Die Kopfträgerplatte

Jetzt kommen wir auf das neuralgische Teil mit dem vorprogrammierten Fehler zu sprechen. ONKYO hat eine Nockenwelle aus Nylon konstruiert, die mit einem Motörchen über ein Schneckengetriebe den gesamten Kopfschlitten nach oben zwingt und gleichzeitig beide Andruckrollen an den Doppelcapstan preßt. Dazu ist einiges an Kraft notwendig.

Diese Nockenwelle hat aber nebeneinander 5 Reihen von Nocken, denn die Bremsen der beiden Wickelteller werden damit ebenso gelöst wie die Nullstellung und die beiden Endstellungen der Bandlauf-Funktionen werden über 3 Kontakte (Schließer) abgefragt.

Es ist also nicht trivial, gegen mehrere Rückholfedern andauernden Druck aufzubauen. Im Neuzustand hat der Motor genügend Kraft und die Gleitflächen sind leicht geschmiert und Fühlhebel gleiten somit leicht über die Nocken.

Die gestanzte Kopfträgerplatte ist an mehreren Punken mit Kugeln und Führungsnuten gelagert, damit sich die Lage der Köpfe wiederhollbar exakt einstellen läßt.

Leider ist es seit den 1950er Jahren ein (ungeschriebenes) Gesetz, daß Öl und Fett in einem Magentbandlaufwerk wirklich nichts zu suchen haben.

Max Grundig hatte damit seine gesamte VCR Reputation (120.000 super tolle aber unbrauchbare Geräte) in den Sand gesetzt.
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Wenn das Fett austrocknet und hart wird .....

Die Kopfträgerplatte zwischen den Pfeilen

Es gibt jetzt also zwei erhebliche Probleme. Wenn das Fett hart wird, steigt die Reibung des Mitnehmers auf der Nockenwelle zum Heben der Kopfplatte so weit an, daß der kleine Motor die Nockenwelle trotz Schneckengetriebe nicht mehr gegen den Druck der Rückholfedern anlaufen lassen kann. Jedenfalls mal geht es, mal geht es nicht. Irgendwann geht es dann gar nicht mehr.

Wird mitten in der Wiedergabe (oder Aufnahme) ausgeschaltet oder der Strom fällt aus, ist das Kassettenfach nach wie vor gegen Öffnen gesperrt. Man bekommt die Kassette nicht mehr raus.

Für den Fall haben die Ingenieure zwar durch eine Prüfung vorgebaut, denn die Nockenwelle soll beim Einschalten immer auf die Ausgangsstellung gedreht werden, doch wenn der Motor nicht mehr genügend Kraft hat, dreht sich eben nichts.

Die Starttaste blinkt dann rot und das Gerät ist unbrauchbar und tot.
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