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1945 - Die letzte Phase zum Kriegsende

Als nächstes (nach der Einführung der HF-Magnetophone) kam auf Wunsch des Rundfunks die Stereophonie. Schüller gab den Stereo-Hörkopf (Magnetköpfe?) an, den wir in kleinen Stückzahlen im Haus gefertigt haben. Gegen Ende des Krieges wurde es in Berlin immer schlimmer, und schließlich wurden wir nach Zühlsdorf ausgelagert.

 

Dort hatten wir praktisch keine Ingenieure mehr, da einer nach dem anderen (zur Wehrmacht) eingezogen wurde. Ich hatte schließlich einen recht netten jungen Franzosen als Ingenieur, dazu einen alten Russen, der sich als Ingenieur ausgab, und einige Mädchen, mit denen zusammen der Betrieb weitergeführt werden mußte; einschließlich Handprüfung, einschließlich der Erstellung von Prüfvorschriften für die immer noch reibungslos laufende, umfangreiche Fertigung der Heeresgeräte.

 

Unglücklicherweise lag unsere Auslagerungstätte unmittelbar neben den Brandenburger Motoren-Werken, und diese Fabrik wurden an drei aufeinanderfolgenden Tagen dem Erdboden gleichgemacht. Das war gegen Ende 1944. Die Arbeit schlief mehr und mehr ein, an Labor- und Entwicklungsarbeit war nicht zu denken, weil es keinen Strom gab und man nur noch nachts arbeiten konnte. Im Mai 1945 wurden wir in alle Winde zerstreut. Der Entwickler Undermann ist damals verschollen, wahrscheinlich ist er in kriegerische Ereignisse (als SS-Mann) geraten oder er hat sich das Leben genommen, seine Mentalität war so.
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Der Neuanfang - ein Hoffnungschimmer

Ich habe mich mit Schüller und Schepelmann in Kiel in einem Eisenbahnwaggon wiedergetroffen. Wir begannen mit Feuerhaken und Handkarren und Rundfunkempfängern, bis wir schließlich unsere Magnetophone reparieren konnten, die die Rundfunkanstalten "zu uns schickten", die unter der Kontrolle der Besatzungsmächte ihren Betrieb wieder aufgenommen hatten. Dann haben wir uns überlegt, wie wir neue Maschinen beschaffen könnten. Es gab einen erheblichen Neubedarf, weil die Funkhäuser zum großen Teil zerstört waren und neue Maschinen brauchten. Die AEG war damals nicht funktionsfähig.

 

Nun taucht Herr Vollmer auf. Wenn wir - ich sprach davon - die Tonschreiber vom Heereswaffenamt abnehmen lassen wollten, konnten wir das wegen der starken Hochfrequenzstörungen nicht in Berlin machen. Dafür haben wir ein Prüffeld in Wandlitz, im Norden von Berlin, aufgebaut. 10 km von jeder Siedlung entfernt hatten wir eine Holzbaracke, in der fernab von allen Zündstörungen die Geräte abgenommen wurden.

 

Herr Kerkhoff hatte einen jungen Mann, der die schweren Geräte schleppen mußte oder der der Anführer der Schleppkolonne war - jedenfalls war das Herr Eberhard Vollmer. Der war ein pfiffiger Schwabe und paßte gut auf, was wir da so machten. Als wir nach dem Kriege suchten: wer kann uns Geräte bauen, wer kann uns Motoren liefern, wer kann dieses oder jenes reparieren - da erschien eines Tages Herr Vollmer. Er sollte für den Süddeutschen Rundfunk Magnetophone liefern und fragte uns, ob wir etwas einzuwenden hätten, wenn er sie baue.

 

Die Leute vom Süddeutschen Rundfunk fragten sich, warum man eine Erlaubnis von AEG brauche, und wollten mit Vollmer zusammenarbeiten. Man ließ bei Vollmer einige Magnetophone reparieren, und dann hat Herr Vollmer einfach neue Geräte gebaut. Er hat Motoren und Verstärker selbst gebaut, und eines Tages ließ der ganze deutsche Rundfunk bei Vollmer bauen, weil AEG einfach nicht aus dem Stand kam. Schließlich war AEG wieder in der Lage <Magnetophone zu bauen> und es kam zu Auseinandersetzungen mit Vollmer. In der Zwischenzeit kamen die Herren Studer, Kudelski und Woelke (bei Loewe-Opta) Perfectone am Lac du Neuchâtel und bauten allesamt Magnetophone. Dann kam auch Bogen in Berlin.
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  • Anmerkung: Bogen hatte nur wenige Muster gebaut, dann wegen Grundigs Übermacht die Segel gestrichen. Loewe hat das auch recht schnell gemerkt und damals wieder aufgehört, obwohl Loewe schon recht weit war. Bestimmt gab es weitere 5 oder 10 Versuche von Kleinstfirmen wie zum Beispiel Harting oder Feuerland, in dem Magnetophon Markt Fuß zu fassen. Grundig ließ aber keinen mehr hochkommen und dominierte den Markt. Alleine Uher und AEG/Telefunken versuchten, da mitzuhalten.)

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Dr. Rindfleisch: Im NDR habe ich kein Vollmer-Gerät gesehen.

 

Dr. Schiesser: Ja, unter anderem sagte Herr Adams vom WDR: zu uns kommt kein Vollmer- Gerät. Der Südwestfunk (?) und vor allem der Süddeutsche Rundfunk kauften viel bei Vollmer. Vollmer hatte allerdings etwas von einem Bastler: seine Geräte waren nicht schlecht, aber eines sah anders aus als das nächste. Er konnte Nachschub oder Ersatzteile nicht sicher liefern, er war eben zu klein für diese Dinge.

(Kommentare dazu stehen auf der Vollmer Seite.)

Hier sind die Gesprächsaufzeichnungen (fast) zuende.

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