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Eine Telefunken Broschüre aus dem Jahr 1973

Darum zuerst ein paar Anmerkungen zu der Situation der Firma Telefunken, deren Studiotechnik von Wedel nach Konstanz an den Bodensee umziehen mußte. Die Studio-Abteilung mit den großen schweren Studiobandmaschinen rund um die M15 und die M28 bewegte sich in schwerer See bzw. schwierigem Fahrwasser. Der Export stockte von Anfang an, weil man die deutsche Rundfunknorm auch mit ins Ausland exportieren wollte. Doch die dortigen Kunden wollten das so nicht haben.

Über den freundschaftlichen Kontakt zum ehemaligen technischen Direktor von Schoeps Mikrofonen aus Karlsruhe - Jörg Wuttke - bekam ich mit, daß zum Beispiel die Franzosen an jedem Mikrofon "ihre" Steckverbinder haben wollten und die mußte Schoeps genauso liefern.

Gleiches galt auch für die Profi-Technik der Fernseh GmbH Darmstadt. Auch hier war nur mit Mühe - bei kompletten Fernsehstudios - die deutsche Rundfunk-Norm zu verkaufen. Und auch dieses "Geschäft" löste sich in Luft auf, als die Japaner den Markt mit US-Standards - das waren die XLR Verbinder - aufrollten. Auch hier konnte selbst die Politik nichts mehr ausrichten.

Beim Betrachten der Bilder aus diesem Prospekt kommt etwas Wehmut, wie sich die Telefunken Ingenieure damals angestrengt hatten, ein professionelles Roboter- Kassettensystem für den Rundfunk zu entwicklen. Da gibt es das massive ALU-Druckgußchassis für das Laufwerk, eine massive Stahlschrank- Konstruktion für den 3-fach Roboter und eine ausgetüftelte Kassette mit einer automatischen Einfädelung.

Nach etwa 10 Jahren DLT und LTO Erfahrung konnte ich natürlich sehr genau vergleichen, was die amerikanischen Ingenieure bei DEC (Digital Equipment Corp.) in den USA so um 1983 für eine Kassetten-Technik entwickelt hatten und wie wieder andere fremde Firmen da riesige Roboter-Automaten herum gebaut hatten.

Abwägen der Vor- und Nachteile dieser Konzeption

Die Kassette dieser Größe war 1973 an sich eine sehr gute Idee. Doch die 1/4" Band-Technik ist meiner Meinung nach dafür nicht besonders geeignet. Das beruht auf der Erfahrung mit den 1/2" Daten-Kassetten Laufwerken der DEC DLT Technik ab 1984 (die beiden Bilder rechts). Auch hier gab es nur die Vorratsspule in der Kassette. Das 1/2" Band ist aber wesentlich robuster - bei der geforderten Lade- bzw. Wechselgeschwindigkeit und das war der Knackpunkt aller Kassetten-Roboter. Das Band mußte vor dem Wechseln bzw. vor der Entnahme aus dem Laufwerk (auch per Roboter) immer erst auf Anfang zurückgespult werden. Und da sind 100 Sekunden eine verdammt lange Zeit.

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System "magnetophon 19"
für die Automation im Rundfunk

Kassette von oben
Abb. 1 Kassette geöffnet

Der technische Bereich der Abwicklung von Hörfunk-Programmen besteht zu einem wesentlichen Teil aus der Verarbeitung von Programm-Material in Form von Schallaufnahmen, meist Magnetbändern.

Dieses Programm-Material muß abgespielt, transportiert, archiviert, verwaltet werden. Aus der Notwendigkeit zur Rationalisierung des Betriebsablaufs in diesem Bereich ergeben sich neue Forderungen an die Technik.

Diese Anforderungen werden dargestellt und das hiernach entwickelte Kassetten-System "magnetophon 19" vorgestellt.

Das System "magnetophon 19" besteht aus der speziell für diesen Anwendungsbereich entwickelten Studio-Kassette, dem Aufnahme- und Wiedergabegerät "magnetophon 19" und dem Kassettenwechsel-Automaten "magnetophon 319".
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Über den Inhalt

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  • 1. Anforderungen 3
  • 2. Die Technik des Systems "magnetophon 19" 5
  • 3. Ausbaustufen des Systems 15

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1. Die Anforderungen

Die Automatisierung des Abspielbetriebes im Hörfunk setzt voraus, daß die Konfektionierung der Schallaufnahmen die mechanisierte Zuführung zum Abspielgerät zuläßt. Nur mit einer Magnetbandkassette ist eine Betriebszuverlässigkeit erreichbar, die für einen Rationalisierungserfolg durch Automatisierung notwendig ist. Bei geschickter Gestaltung der Kassette ist außerdem eine zusätzliche Verpackung für Staubschutz überflüssig.
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Rationalisierungsziele

Der Übergang zu der neuen Magnetband-Kassettentechnik eröffnet gangbare Wege in der Bedienungsvereinfachung, in der Vereinfachung des Transports bis hin zum voll mechanisierten Transport. Die Gerätesteuerung kann in entsprechenden Anlagen vollständig durch Rechner geschehen. Damit kann das Personal von zeitkritischen Bedienungen in Belastungsspitzen befreit werden. Automatische Erfassung der abgespielten Kassetten wird zur Verwaltungsvereinfachung Daten für Statistik und Abrechnung durch das kommerzielle DV-System des Funkhauses liefern.
Diese Ziele sollen nicht zu Lasten der Qualität der Wiedergabe gehen.

  • Anmerkung : Die CC-Kassette von Philips aus dem Jahr 1963 eignete sich nicht für diese Aufgabe, selbst nicht bei höherer Bandgeschwindigkkeit und Reduktion auf nur noch 2 (Halb-) Spuren. Wir haten mehrere Wechsler von LENCO, Tandberg und TEAC und anderen Japanern und nach spätestens 4 Wochen hakte der Wechsler-Mechanismus. Natürlich waren das offensicht immer noch Consumer-Technologien, doch auch angeblich semiprofessionelle CC-Wechsler für die Hotellerie und Gastronomie hielten nicht lange durch.

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Qualitäts-Anforderungen

Die Umstellung vom bisherigen offenen Bandwickel auf Kassette ist der Übergang zu einem neuen Aufnahme-Standard. Damit die Abmessungen der Kassette bei gleicher Spieldauer nicht zu groß werden, soll auch eine Verringerung der Bandgeschwindigkeit damit verbunden sein.

Der Standard ist so zu wählen, daß unter Berücksichtigung des neuesten Standes der Aufzeichnungstechnik die bisherige Qualität der Wiedergabe bei 38cm/s möglichst erreicht wird.

Dazu müssen auf der mechanischen Seite Tonhöhenschwankungen und Phasenstabilität der Stereosignale, auf der elektrischen Seite Frequenzabhängigkeit der Aussteuergrenze und Geräuschspannungsabstand bei der niedrigeren Geschwindigkeit durch neue Technologien verbessert werden.

  • Anmerkung : Hier wird nach wie vor die analoge Aufzeichnung beschrieben.

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Anwendungsbereiche

Die Anforderungen in folgenden Anwendungsbereichen müssen beachtet werden:

  • 1. Einspielung für die Sendeabwicklung (festes Programm)
  • 2. Einspielung für die Sendung aus dem Aktualitätenstudio
  • 3. Abspielung für Produktionsbedarf
  • 4. Abspielung für Abhörzwecke für Redakteure usw.

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Von der gesamten Kapazität in Stunden pro Tag entfällt der größte Anteil auf den ersten Bereich, in dem nach fest vorgegebenem Programm ohne oder mit nur geringfügigen Änderungen die Aufnahmen in der vorgegebenen Reihenfolge abgespielt werden. Hierzu ist ein Automat erforderlich, der das Programm vom Stapel abarbeitet, bestenfalls eine Programmfolge abbrechen oder einzelne Kassetten überspringen muß.

Bei der Einspielung von Archiv-Material für aktuelle Sendungen (Magazin-Sendungen) muß dem Redakteur größere Bewegungsfreiheit geboten werden: Abbruch, Wiederholung, freie Auswahl aus größerem Vorrat.

Redakteure und Produktion müssen zum archivierten Programm-Material zugreifen können. Ihr Zugriff ist jedoch zeitlich weniger genau vorplanbar, die Bereithaltung wird an den Abspielgeraten Wartezeiten entstehen lassen.

Während man zunächst noch davon ausgeht, daß die Primäraufnahme und die Bearbeitung bei 38cm/s erfolgen, wird dies später auch mit Kassetten und einer elektronischen Schneidetechnik möglich sein müssen. Ebenso muß das System Möglichkeiten für die Synchronisierung mit Video-Signalen vorsehen.

2. Die Technik des Systems "magnetophon 19"

Nach den oben dargestellten Anforderungen hat AEG-TELEFUNKEN das System "magnetophon 19" entwickelt. Es besteht aus

  • Studio-Kassette
  • Kassettengerät "magnetophon 19" für Einzel-Aufnahme und -Wiedergabe
  • Kassetten-Wechselautomat "magnetophon 319" für pausenlosen Wiedergabebetrieb

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2. 1. Die Kassette und das Band.

Bei der gewählten Bandgeschwindigkeit von 9,5cm/s werden an die Bandlaufgenauigkeit erhebliche Anforderungen gestellt. Die hierfür notwendige Präzision wurde in das Abspielgerät eingebaut, der Einfluß der Kassette auf den Bandlauf vollständig entkoppelt (vgl. Abschnitt 2.2).

Damit kann die Kassette als Massenprodukt günstig hergestellt werden. Die hiernach konzipierte Einloch-Kassette besteht aus einem Gehäuse mit einer frei darin beweglichen Spule, die das Magnetband enthält. Am Beginn des Magnetbandes ist ein steifer, breiter Vorspann angebracht, der auf den Spulenflanschen aufliegt (Abb.1). Durch Riffelung von Vorspann und Spulenflanschen kann der Vorspann aus der Kassette herausgeschoben werden. Im eingespulten Zustand deckt der Vorspann den Spulenflansch vollständig ab - das Band ist gegen Staub-Ablagerung sehr gut geschützt. Eine zusätzliche Staubschutz- oder Berührungsschutz-Verpackung ist überflüssig.

Abb. 2 Spurlage M19
Abb. 3 Konfektionierung des Bandes
und das Format der Aufzeichnung

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Das Transportsystem

Für die Greifeinrichtungen des Transportsystems hat die Kassette außen einige Ausnehmungen / Aussparungen(vgl. Titelbild). Auf der Oberseite und einer Stirnseite ist Platz für einen durchgehenden Aufkleber vorgesehen. Dieser Aufkleber enthält im Klartext Identifizierungsnummer und Inhalt der Kassette.

Die Maximalkapazität der Kassette ist ausgelegt für 40min Spieldauer. Nach bekanntgewordenen Archiv-Statistiken sind damit mehr als 99% aller Bänder unverändert in Kassetten zu übernehmen. Da 80% der Bänder kürzer sind als 6min, ist eine Kassette mit kleinerer Füllung vorgesehen.

Für die Bandfüllung der Kassette wurde 1/4"-Doppelspielband (26µm) ausgewählt, mit dem gute mechanische Stabilität des Bandlaufs auch bei häufiger Abspielung gewährleistet ist. Von der Magnetschicht wird gute Aussteuerfähigkeit bei kleinen Wellenlängen und günstigster Geräuschspannungsabstand und Kopierdämpfung verlangt.

Die Festlegung des Bezugsbandes und des optimalen Aufzeichnungsstandards wird zum Zeitpunkt der Standardisierung des Systems (nach dem neuesten Stand) erfolgen. Die mit Chromdioxyd-Versuchs-Chargen namhafter Bandhersteller erzielten Ergebnisse sind in Tab. 1 zusammengestellt.

Die gewählte Spurlage (vgl. Abb. 2) entspricht der üblichen Zweispur-Spurlage; in der mittleren Trennspur wird eine Steuerspur aufgezeichnet.

Die Steuerspur enthält Anfangs- und Ende-Steuersignale und ggf. zusätzlich eine Zeitcodespur. Anfangs- und Ende-Steuersignale werden bewußt vom Zeitcode getrennt, damit auch ohne Zeitdecodiereinrichtung (z.B. im Einzelgerät) automatischer Ablauf möglich ist. In der Nutzspur wird am Bandanfang ein Codiersignal zur automatischen Identifizierung des Bandinhalts aufgezeichnet. (In Anlehnung an ARD-Vorschlag mit 1200 Baud im ASCII-Code, Modulationsform wie Postmodem.)

Die Konfektionierung des Bandes und das Format der Aufzeichnung ist in Abb. 3 dargestellt.

2.2. Das Kassettengerät "magnetophon 19".

Abb. 4 "magnetophon 19" im Tischgehäuse
Abb. 5 M19-Laufwerk mit geöffneter Einfädelschiene und teilweise eingefädeltem Vorspannband

Aufnahme und Wiedergabe der Studio-Kassetten erfolgt in allen Anwendungsbereichen mit dem "magnetophon 19" (Abb. 4). Seine beiden Baugruppen - Laufwerk und Verstärker - können bei allen Einsatzfällen in gleicher Form verwendet werden - im Wechsler, als Einzelgerät im eigenen Gehäuse oder als Teil einer anderen Anlage, z.B. Kopier- oder Codier-Platz.

Das Laufwerk unterscheidet sich von einem klassischen Studio-Laufwerk nur in einigen Punkten - viele bewährte Konstruktionselemente und Aufbauprinzipien wurden übernommen.

Die EinfädelVorrichtung (Abb. 5) besteht aus einer 2-teiligen Einfädelschiene, die den breiten, steifen Vorspann an beiden Außenkanten führt, wenn er beim Laden aus der Kassette herausgeschoben wird. Durch die Verzahnung der Spulenaußenkanten und des steifen Vorspanns erfolgt der Vorschub. Der Vorspann wird in der Schiene zur Aufwickeltrommel geführt.

Die Einfädelschiene setzt sich rund um die Aufwickeltrommel fort, so daß der Vorspann um die Trommel herumgeführt wird, bis sich eine volle Windung gebildet hat, die sich dann selbst festzieht. In diesem Augenblick ist der Einfädel Vorgang praktisch beendet.

Um evtl. Störungen schnell beheben zu können, sind der Oberteil der Einfädelschiene und die obere Abdeckung der Aufwickeltrommel mit Schnappverschlüssen abnehmbar. Außerdem kann man mit einer einfachen Verriegelung die Aufwickeltrommel lösen.

Die Anordnung von Bandantriebswelle und Aufnahme bzw. Wiedergabeköpfen wurde so gewählt, daß von der abwickelnden Kassette kommende mechanische Störungen vollständig von den Köpfen ferngehalten werden (Abb. 5).

Dazu wurde die als Einspannstelle wirkende Antriebswelle vor den Aufnahme- und Wiedergabeköpfen angeordnet. Den günstigsten Platz direkt neben der Antriebswelle hat der Aufnahmekopf erhalten. In der reinen Wiedergabemaschine wird dieser günstigste Platz dem Wiedergabekopf gegeben. Damit ist der Bandlauf bei Aufnahme und Wiedergabe absolut gleich; auch bei mechanischen Unvollkommenheiten des Bandes wird die bei der Aufzeichnung vorhandene Phasenlage zwischen den beiden Spuren bei der Wiedergabe exakt reproduziert.
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Die Laufwerksbedienung

Abb. 6 Bedienzusatz für Einzelgerät M 19

Das Gerät M19 kann in allen seinen Funktionen gesteuert werden. Im Einzelgerät wird ein handlicher Handbedienzusatz angeschlossen (Abb. 6), der alle Tasten und Rückmeldesignale enthält, wie ein übliches Studio-Magnetbandgerät. Beim Einbau in automatische Wechsler oder andere Anlagen wird das Laufwerk über den Fernsteueranschluß gesteuert. Bei Funktionsfehlern wie z.B. Bandriß zeigt eine rote Blinklampe am Gerät den Zustand "Notstop" an.

Neben den üblichen Befehlen "Stop", "Wiedergabe", "Aufnahme", "Vorspulen" und "Rückspulen" ist ein Befehl "Einfädeln" vorgesehen, der normalerweise durch das Einlegen der Kassette ausgelöst wird, aber auch vom Bedienzusatz oder durch die Fernsteuerung gegeben werden kann. Einfädel-Vorgang, Band-Riß und Band-Ende werden von Lichtschranken überwacht; bei Funktionsfehlern wird "Notstop" signalisiert.

Die Steuerspur-Signale

Die Steuerspur-Signale für Beginn und Ende von Code und Modulation sind einfache 400Hz-Impulse, die mit geringem Aufwand im Gerät verarbeitet werden können. Sie sind so gewählt, daß sie sich mit einer zusätzlichen Zeitcode-Aufzeichnung (z.B. SMPTE-Code) nicht stören.

Die Zeitcode-Aufzeichnung ist für den automatischen Abspielbetrieb normalerweise nicht erforderlich. Die Möglichkeit ist im System offengehalten, um bei Bedarf mit diesem Zeitcode laufzeit-abhängige Steuerungen vorsehen zu können, wie z.B. für bildsynchronen Betrieb.

Der konstruktive Aufbau des Gerätes erfolgte mit den in der Studio-Magnetbandgeräte-Technik üblichen Elementen. Die Laufwerk-Grundplatte ist ein stabiler Leichtmetall- Gußrahmen. Als Tonwellen-Antrieb wurde das beim "magnetophon 15" bewährte System übernommen. Der abnehmbare Kopfträger enthält Ferritköpfe, die in ihrer Dimensionierung dem Band angepaßt sind.

Besonderer Aufwand wird bei den Bandführungen getrieben, um die hohe Qualität der Phasenstabilität zwischen beiden Kanälen sicherstellen zu können.

Die voll elektronische Laufwerksteuerung ist zusammen mit den Aufnahme- und Wiedergabeverstärkern in einem Steckeinheiten-Magazin untergebracht.

Das Tischgehäuse

Abb. 7 M 19 im Tischgehäuse, Laufwerk für Wartungszwecke ausgeschwenkt

Als Einzelgerät wird das M19 in ein Tischgehäuse eingebaut (vgl. Abb. 7).

Die Vorderseite nimmt das Laufwerk ein, das für Wartungs- zwecke aus dem Gehäuse herausgeschwenkt werden kann.

Auf der Rückseite befindet sich das Elektronik-Magazin; alle Steckeinheiten sind nach Abnehmen der Abdeckung zugänglich.

Beim 19"-Gestelleinbau wie z.B. Wechsler können Laufwerk (ausschwenkbar) und Elektronik getrennt untergebracht werden.
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Die Qualitätsmessungen

An Prototypen M19 wurde die Qualifikation nachgeprüft. Folgende Werte wurden gemessen :

Tonhöhenschwankungen (s.a. Abb. 8) ca._±_0,08% bewertet nach DIN
Phasenschwankung zwischen beiden Kanälen, 14 kHz ca._±_30° mit Speicher-Oszillograph gemessen

Diese Meßwerte wurden mit einem Aufnahmegerät gemessen. Sie verbessern sich noch bei Wiedergabe auf einem Wiedergabegerät, bei dem der Wiedergabekopf direkt neben der Antriebswelle angeordnet ist.

Die elektrischen Messungen wurden bei der vorgeschlagenen Entzerrung von 50us durchgeführt, alternativ mit 90us. Der erzielte Frequenzgang ist in Abb. 9 dargestellt.

Abb. 9 Frequenzgang, gemessen an einem Prototyp M19

Für die Geräuschspannungsabstände ergeben sich die in Tabelle 1 aufgeführten Meßwerte :

Bandsorte Spurbreite Entz. Vollaus- steuerung K3 bei 1kHz bei Voll- ausst. Geräusch-spannungs-Abstand nach DIN 45405 Höhenaus-steuerfähigkeit 10 kHz (1 dB Lin.-Abweichung)
  mm us pW/mm % dB dB
CrO2 Versuchs Charge 2,1 50 360 1,2 60 -8
    90 360 1,2 57 -7

oben Tab. 1 = Geräuschspannungsabstände, gemessen an einem Prototypgerät M19.

Diese Meßwerte zeigen, daß der heutige Standard bei 38cm/s "fast" erreicht ist und je nach Entzerrung auch überschritten werden kann. Durch Festlegung der Entzerrung können Höhenaussteuerbarkeit und Geräuschspannungsabstand gegeneinander abgewogen werden. Weitere Optimierungen beim Band und Aufnahmekopf werden noch Verbesserungen bringen.
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2.3. Kassetten-Wechselautomat "magnetophon 319"

Abb. 10 Mindest-Wartezeit eines Laufwerks bis zur nächsten Wiedergabe

Der Wechselautomat M319 soll in der Lage sein, eine Programmstraße ohne Pause zu bedienen, wobei das Programm-Material - die Kassetten - aus einer Zuführungsquelle, z.B. Förderband oder Container kommen sollen.

Die Rückführung der abgespielten Kassetten soll ebenfalls auf einem (demselben) Weg erfolgen.

Da zum Wechseln der Kassette im Förderkanal, im Aufleger, für Code-Lesen, Einfädeln und Rückspulen Zeit benötigt wird, kann ein einzelnes Laufwerk kein kontinuierliches Programm liefern. Es sind zwei Laufwerke für abwechselnden Betrieb nötig.
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Abb. 11 M319, Wechsler-Anordnung mit 3 Laufwerken und Kassettenzuführung über Container
Abb. 12 M319, Wechsler-Anordnung mit 3 Laufwerken und Kassettenzuführung über Förderband (Förderband-Anschlußstück hergestellt von Maschinenfabrik Wiesbaden)

Hinsichtlich der zulässigen Dauer des nachfolgenden Titels ist dann eine Zeitbedingung einzuhalten (vgl. Abb. 10), d.h. zum Beispiel die unmittelbar auf eine 40min- Wiedergabe auf Laufwerk 1 folgende Wiedergabe auf Laufwerk 2 muß mindestens 100 Sekunden dauern, um Laufwerk 1 die Zeit zum Kassettenwechsel zu geben. Bei extremen Ansprüchen muß man 3 Laufwerke vorsehen. Im obigen Beispiel müssen die beiden nachfolgenden Wiedergaben dann zusammen mindestens 100 Sekunden dauern. Da mit einer solchen Anordnung alle voraussichtlich vorkommenden Fälle abgedeckt sind, kann der Wechselautomat M319 mit 3 Laufwerken bestückt werden.
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3 Laufwerke je Programm-Straße

Die Zusammenfassung von bis zu 3 Laufwerken in einer Baueinheit gibt die Möglichkeit, je Programm-Straße einen solchen Wechsler einzusetzen. Wenn für mehrere Programme eine stärkere Bündelung der Abspielgerate möglich ist, kann auch eine freie Zuordnung der Laufwerke innerhalb eines Wechslers zu verschiedenen Programmen erfolgen. Ein Zuführungskanal zu 3 Laufwerken ist auch in diesem Fall immer noch leistungsfähig genug.

Zur günstigen Raumausnutzung werden im M319 die Laufwerke übereinander in einem Schrank angeordnet (vgl. Abb. 11 und 12). Die Kassetten werden von einem Senkrecht-Förderer (Abb. 13) aus der Zuführung (Container oder Förderband) entnommen und auf die Höhe des zu ladenden Laufwerks angehoben.

Aus dem Laufwerk wird ein Aufleger (Abb. 14) herausgefahren, in den der Senkrechtförderer die Kassette hineinhebt. Dieser Aufleger ist Teil des Laufwerks. Sobald die Kassette aufgelegt ist, ist die Bahn des Senkrechtförderers wieder freigegeben, so daß die anderen Laufwerke geladen oder entladen werden können.

Der Senkrechtförderer greift mit seinen Armen in die Zuführung hinein, entnimmt dort die Kassette und legt sie an der gleichen Stelle nach dem Abspielen wieder ab. Entnahme und Rückgabe in den Förderweg erfolgen so, daß die Kassette im Förderweg völlig unbehindert ist.

Diese konstruktive Konzeption ergibt eine sehr einfache mechanische Schnittstelle zu einem Fördersystem. Die Kassettenzuführung kann sowohl in Containern (Abb. 11) als auch über Förderbänder (Abb. 12) erfolgen, ohne daß harte Anforderungen an die Positioniergenauigkeit gestellt werden müssen.

Der Förderband-Anschluß wird bei Zusammenfassung der Wechselautomaten mit einem mechanisierten, rechnergesteuerten Archiv zu verwenden sein. Mit einem manuell bedienten Archiv ist es zweckmäßiger, die Kassetten blockweise in Containern bereitzustellen, aus denen der Wechselautomat die Kassetten entnimmt. (Es ist eine Frage des Steuerungsaufwandes, ob dies nur in Reihenfolge oder auch im wahlfreien Zugriff möglich ist. )

  • Anmerkung : Wenn ab und zu die Rechner gesteuerte Technik angesprochen wir, so muß man bedenken, daß der PC noch lange nicht Einzug gehalten hatte. Diese Robotermechanik kam einfach um 10 Jahre zu früh. Die damalige Rechnertechnik war dafür 1973 noch viel zu aufwendig und viel zu teuer.

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Der Kassetten-Code - die Identifikation

Abb. 13 2 Laufwerke M 19 im Wechsler mit Senkrechtförderer vor den Laufwerken
Abb. 14 Kassetten-Aufleger als zusätzliche Einbaueinheit in das Laufwerk M 19
Abb. 15 M319, Senkrechtförderer und 1 Laufwerk zur Wartung ausgeschwenkt

Bei rechnergesteuerter und -überwachter Zuführung aus einem mechanisierten Archiv genügt zur Absicherung des Kassetteninhaltes die Identifizierung nach dem Code-Vorspann der Kassette; eine weitere vorgeschaltete Identifizierung würde keine zusätzliche Betriebssicherheit bringen.

Hingegen ist bei Betrieb mit von Hand bestückten Containern eine Überprüfung der Füllung zweckmäßig. Hierzu könnte der Container auf einem vereinfachten Automaten mit nur einem Laufwerk M19 durch Code-Lesen jeder Kassette überprüft werden.

Der eingebaute Mikro-Computer

Den Antrieb der Förderelemente übernehmen Motoren und Magnete, die elektronisch (ohne Kontakte) angesteuert werden. Die logische Verknüpfung aller Funktionen einschließlich Funktionsüberwachung erfolgt durch einen eingebauten Mikro-Computer.

Dieser Mikro-Computer enthält alle Ablaufprogramme in einem programmierbaren Nur-Lese-Speicher (PROM). Er kann für weitgehend autarken Betrieb des Wechslers programmiert werden, d.h. daß er nur wenige Start-Befehle von außen benötigt. Andererseits kann er auch in ein übergeordnetes Steuerungssystem einbezogen werden.

Die im Automaten enthaltenen Einzelgeräte M19 sind mit ihrer normalen Steuerung versehen; sie werden über ihren Fernsteueranschluß vom Mikrocomputer überwacht und gesteuert. Im Wartungsfall kann der Handbedienzusatz wie beim Einzelgerät angeschlossen werden.

Sorgfältige Entkopplung von Fördersystem und Einzellaufwerk sorgen dafür, daß die Erschütterungen des Fördersystems keinen Einfluß auf den Gleichlauf des Bandes haben.

Laufwerke, Senkrechtförderer und Elektronik sind im Rahmen schwenkbar angeordnet, so daß alle Teile für die Wartung gut zugänglich sind (Abb. 15).

3. Ausbaustufen des Systems

Die modulare Konzeption der Komponenten erlaubt den stufenweisen Ausbau des Systems. Einige denkbare Stufen sind in Tabelle 2 kurz dargestellt. Diese Stufen sind nur Beispiele, viele weitere Kombinationen sind möglich und sinnvoll ausführbar.

In Stufe 1 werden praktisch die bisherigen Band-Wiedergabegeräte durch Kassetten-Wiedergabegeräte ersetzt. Die daraus resultierende Bedienungsvereinfachung vermindert die Anforderungen an das Personal und vermeidet weitgehend die Beschädigung von wertvollem Archiv-Material.

In viel stärkerenn Maße als bisher können die Tonträger durch technisch nicht vorgebildetes Personal aufgelegt werden. Der Übergang vom offenen Bandwickel im Karton zur Kassette bringt weitere Vorteile: Ein- und Auspacken des Kartons entfällt, Inhalt und äußere Aufschrift müssen nicht mehr verglichen werden, Auslesen des Code-Vorspanns führt zu automatischer Datenerfassung für das Sendeprotokoll, usw.

2. Beispiel

Im Beispiel der Stufe 2 wird die Bedienung der Sendestraßen, soweit es sich um Archiv-Material handelt, zentralisiert. Die Kassetten werden vom automatischen Wechsler den Containern entnommen, deren Füllung aber von Hand nach vorliegenden Listen geschieht. Die Transportwege für diese Verbraucher sind erheblich reduziert, die Verfügbarkeit erhöht.

Für das normale Programm, das ohne oder fast ohne Änderung abläuft, kann der Wechselautomat weitgehend autark nach eigener Ablaufsteuerung arbeiten. Lediglich für Start, Unterbrechung usw. sind Steuerkommandos nötig.

Für die Zuspielung in die aktuelle Sendung (Magazin-Sendung) muß eine Fernsteuerung mit größerer Bedienungsflexibilität vorgesehen werden, um kurzfristige Änderungen im Ablauf und der Auswahl des Programm-Materials vornehmen zu können.

Der Abhör- und Zuspielbedarf für Redakteure und Produktions-Studios wird in dieser Stufe aber weiterhin von Einzelgeräten M19 gedeckt, die z.T. auch in zentralen Abhör-Räumen in Archiv-Nähe angeordnet werden könnten. Ein manueller Transport mit Verbleibskontrolle der Archiv-Kassetten ist nach wie vor nötig.

3. Beispiel

In Ausbauvorschlag nach Stufe 3 sind alle Abspielgeräte in Wechselautomaten zusammengefaßt, die im archiv-nahen Abspiel-Zentrum stehen. Ein Zugriff des einzelnen Redakteurs ist nicht mehr möglich; dementsprechend muß Fernbedienung von den Redakteur-Arbeitsplätzen oder Abhör-Räumen möglich sein, wozu dann auch eine Schalteinrichtung für die Modulationsleitungen gehört.

Die Steuerung wird zweckmäßigerweise wahrscheinlich einem übergeordneten Rechner-System zu überlassen sein. Die Vorteile dieser Ausbaustufe liegen darin, daß das Archiv-Material den eng begrenzten Bereich von Archiv und Abspiel Zentrum nicht mehr verläßt und so Transport und Überwachung vereinfacht sind.

4. Beispiel

Den am weitesten automatisierten Betrieb erlaubt die dargestellte Stufe 4, in der auch das Archiv mechanisiert ist und die Kassetten rechnergesteuert aus- und eingelagert werden. Dieses automatisierte Archiv würde wenigstens den aktuellen Teil des Bestandes an Tonträgern für den automatischen Zugriff bereithalten.

Bei Verwendung entsprechender Schalt- und Überwachungseinrichtungen können die Abspielgeräte frei zugeordnet werden. Sendestraßen und sonstige Verbraucher fordern über das übergeordnete Rechner-System ihren jeweiligen Bedarf an.

In allen Ausbaustufen wird es zweckmäßig sein, für die Umkonfektionierung der Bandaufnahmen in die Kassette einen oder mehrere Kopier- und Codierplätze einzurichten. An diesen Plätzen würde gleichzeitig mit dem Überspielen in die Kassette der Vorspanncode aufgezeichnet und der Aufkleber für die Inhaltsangabe der Kassette erzeugt. Bei Anschluß an eine DV-Anlage (on line oder off line) könnte gleichzeitig die Datenerfassung des Archivbestandes für die Auswahl-Datei erfolgen.

Bezugsquelle (Anmerkung - in 1973) :

AEG-TELEFUNKEN Fachbereich Informationstechnik 775 Konstanz, Bücklestrasse 1-5
Dokument Nummer : N422.AA 33.1173 - Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet - Printed in West Germany
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