Was ist an den Grundig TS320 Unterlagen so interessant ?
Es gab damals viele Gerüchte, wie es kommen konnte, daß ein kleiner vorerst unbekannter Unternehmer vom Ende der Welt - also aus Nürnberg/Fürth - die gesamte deutsche Radio- Industrie so richtig aufmischen konnte.
Vor allem die bösen Unterstellungen, daß das sowieso nicht mit rechten Dingen zugegangen sein dürfte, sind haarsträubend. Er war pfiffig, der Max, er hatte von der Pike auf gelernt, was Kundendienst bedeutet und er holte sich zur richtigen Zeit die richtigen Leute mit den richtigen Konzepten für Entwicklung, Fabrikation und Marketing.
Darum hier als Beispiel eines seiner sehr erfolgreichen Konzepte.
Wenn Sie ein Telefunken oder AEG oder Siemens oder SABA oder WEGA Gerät gekauft hatten, bekamen Sie eine Garantierurkunde mit "irgendwas" drauf gedruckt und von "irgendwem" unterschrieben, meist nur ein Schlenker als Kürzel eines Namens - also so richtig trivial doof und vor allem - aussagelos.
Wenn Sie aber ein Grundg Gerät gekauft hatten, hat der Chef selbst unterschrieben, ja, der Max Grundig hatte seine Unterschrift drunter gesetzt.
Und das hatte den gewünschten ungeheuren Eindruck hinterlassen. Millionen von Kunden waren begeistert. Er wurde als Chef ernst genommen und seine Aussagen wurden als "wahr" (an)genommen.
.
Wer hatte das bei BRAUN oder WEGA oder SABA auch so gemacht ? Keiner !
Bei BRAUN hätten der alte Max Braun oder einer der beiden Söhne Artur oder Erwin diese Kärtchen fiktiv unterschreiben sollen oder müssen, es hätte auch Eindruck gemacht. Das ging natürlich bei 100 Millionen Rasierern nicht, warum auch immer. Aber bei der Hifi-Sparte hätte es mit Sicherheit funktioniert.
Doch einen "Herrn" SABA, WEGA, AEG oder Telefunken oder gar "Quelle" gab es ja gar nicht. Und der alte Siemens war schon lange gestorben, das ging also auch nicht. Der Idee des Max Grundig hatten sie da nichts entgegenzusetzen. Auch in der Grundig Revue lächelte Sie der auf seinem Sessel gut positionierte Max Grundig als Chef persönlich an, immer innen auf Seite 2, das war einfach genial.
Weiterhin bekam jeder Kunde eine sehr ausführlich abgestempelte Kontrollkarte, die ihm zeigte, "sein" Gerät wurde von den Menschen und zwar von vielen Menschen in der Fertigung ausführlich durchgetestet und abgenommen. Mit Seriennummer und (kodiertem) Fertigungsdatum, das war auch sehr werbewirksam.
Nachtrag 1 : der Chef Josef Neckermann hatte es dem Grundig ähnlich und erfolgreich vorgemacht (oder abgeschaut ?). Ich kann die Reihenfolge im Moment nicht nachvollziehen. "Neckermann machte es möglich".
.
Nachtrag 2 : Auch in der frühen Ostzone oder Zone um 1950 herum, der späteren DDR, wurde alles (einheits-) gleich gemacht. Der kleinste aufkeimende Enthusiasmus wurde abrupt im volkseigenen anonymen "noname" erstickt. Es gab auf einmal nur noch RFT Geräte oder "Stern-Radio" oder Staßfurt. Und keines dieser Fabrikate konnte auch nur annähernd an den Erfolg des Max Grundig heran reichen.
.