Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .
. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.
Besuch in der Redaktion im Mai 2013
von Gert Redlich - Ende Mai 2013 bekam ich hier in Wiesbaden Besuch vom Sohn von Kurt Bier und seiner Famile und natürlich mit Oma Bier, Kurt Biers Frau. Und so hatte ich die Gelegenheit, die alte Dame zu fragen, wie das damals 1951 bis 1954 wirklich war. Nach so vielen Jahren hat nämlich Kurt Biers Sohn die ganze Familie eingeladen, auf der Suche nach den Spuren von Opa Biers Erfindungen die Museen zu besuchen.
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Über den Ingenieur Kurt Bier - Schliersee
Kurt Bier war ein Ingenieur und ein begabter ideenreicher Tüftler - ähnlich dem Eberhard Vollmer aus Esslingen - und er hatte 1950/51 etwas für damalige Zeiten ganz Besonderes konstruiert und entwickelt, nämlich einen elektrischen Antrieb für Magnettonbandgeräte mit nur einem Motor und ein Bandgerät mit drei Motoren.
Das war damals überghaupt nicht normal oder gar selbst- verständlich, denn die Magnetophon Bandgeräte bei der AEG mit nur einem einzigen Motor wurden bereits 1935 wieder verworfen, weil sie das Band zerrissen. Die professionelle 3-Motorentechnik war aber für den Heimgebrauch viel zu aufwendig und (damals) nicht bezahlbar. Auch gab es zu jener Zeit überhaupt nur ganz wenige Informationen über diese Magnetband-Technologie.
So berichtete Wolfgang Hasselbach (Chefentwickler der Braun AG) von der Mühe, 1950 überhaupt elektronische Bauteile zu ergattern, um seine Diplomarbeit über die Funktion eines verbesserten Magnetkopfes zu schreiben und das auch zu beweisen. Auch Professor Hausdörfer von der Bosch Fernseh GmbH in Darmstadt erzählte, wie er um 1950 jedem Widerstand und jedem Kondensator und vor allem jeder Röhre hinterher gehechtet war.
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Ein Patent alleine reicht nicht, "einer" muss es auch bauen wollen und können.
Nach bislang unbestätigten Informationen sei er dann Anfang 1951 bei Lumophon in Nürnberg erfolgreich vorstellig geworden, die sein Magnetbandgerät sogar bauen wollten. Doch Lumophon hatte bereits 1951 Geldsorgen und verkaufte im Frühsommer 1951 überraschend die Firma mit Haut und Haaren an den Aufsteiger Max Grundig aus dem benachbarten Fürth. Kurt Bier meldete daraufhin im Juni 1951 ein Patent auf seine Idee an.
Max Grundig hatte den Wettberwerber Lumophon einfach geschluckt, er war nämlich "flüssig". Bier wurde sodann bei Grundig vorstellig und Max Grundig fuhr umgehend nach Schliersee und war sofort begeistert, - soetwas hatte nämlich keiner. Und er hatte jetzt mit den Lumophon Fabriken die Kapazitäten, überhaupt solch ein Bandgerät herzustellen.
Kurt Bier sicherte sich (vertraglich) einen dauerhaften (Berater-) Job bei Grundig und dazu eine 2% Umsatz-Beteiligung an der Vermarktung seiner Erfindung. Ein Monatsgehalt von 1.200 Mark war damals sehr viel Geld. Der Vater des Autors bekam um 1952 als Kinotechniker gerade mal 250 Mark (plus Reisespesen) und das war schon recht gut bezahlt. Professor Dr. Hausdörfer erzählte, er bekam als angehender Doktor der Physik um 1953 für seine Halbtagsstelle an der RWTH Aachen auch etwa 250 Mark.
Das Biersche Konzept wurde erheblich verbessert
Vergleicht man die Zeichnung der Patent- anmeldung vom Juni 1951 mit dem ersten Reporter TK 500, so ist zwar das alte patentierte Prinzip von Kurt Bier zu erkennen, jedoch erstaunlich weit verbessert, natürlich von Kurt Bier selbst. Daß das Gerät ein Renner für fachkundige und finanziell bessergestellte Kunden wurde, zeigt ja der Kauf des Wolfgang Hasselbach 1954 (er war zu der Zeit bereits bei Assmann in Bad Homburg angestellt), der die Biersche Technik als Dipl. Physiker wirklich beurteilen konnte. Und er hatte eben kein Telefunken oder sonstiges Fabrikat gekauft.
Anmerkung:
Man sieht an der obigen Rechnung nur auf den zweiten Blick, wie die Großhändler ihre kleinen Händler "beschubsten". Der Händler bekam zwar auf den Brutto-Verkaufspreis seine 25% Handelsspanne, doch auf einmal wurden 4% Umsatzsteuer auf diesen Preis wieder aufgerechnet, obwohl die in dem Bruttopreis von 855.- DM bereits enthalten waren. So konnte man einen scheinbar hohen Rabatt wieder reduzieren. Später hat sich das dann fürchterlich gerächt und der Elektro-Großhandel ist so nach und nach eingegangen.
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Der unerwartet große Erfolg verlockte zum Übermut
Die Freude währte nur kurz. Vom grandiosen Erfolg und dem vielen Geld erfreut, bestellte sich Kurt Bier 1952 einen exklusiven Mercedes 220 in blau. Und er bekam seinen funkelnagelneuen Mercedes auch, leider zeitlich deutlich vor dem Mercedes der Frau Grundig, die sich einen 220er in weiß bestellt hatte. Und dann "kreuzte" er damit auch noch im Werk auf, mit einem Wagen, den nicht mal der große Chef hatte.
Soetwas weckte natürlich Neid und Begehrlichkeiten bei den Kollegen. So wurde es vermutlich dem Ehepaar Grundig von neidischen Kollegen "gesteckt", wer da mit dem blauen 220er auf dem Hof stand.
Das verärgerte den Max und die Freundschaft war fortan sehr getrübt, ein wenig Neid war vermutlich auch bei Max Grundig dabei. Der suchte nur noch nach einem Weg, den (ex) Freund Kurt finanziell auszutrocknen. Er stellte einfach die Zahlungen ein.
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Kurt Bier mahnte sein Geld an und wurde sofort gefeuert
Max Grundig glaubte (damals schon), soviel Macht auch über den jungen Kurt zu haben, daß der spurte. Aber das tat der nicht, er verklagte seinen "Freund" Max Grundig auf Zahlung der vereinbarten "Tantiemen".
Max Grundig ließ das TK 500 zum TK 700 modifizieren, doch das reichte dem Gericht nicht aus, er mußte zahlen. Das ärgerte ihn noch mehr, daß er seinen Ingenieuren eine neue Konstruktion in Auftrag gab, die mit der alten nichts gemein haben sollte. Das TK9 und später das TK5 wurde geboren. Kurt Bier musste nochmals klagen.
Was damals noch geheim war, war der Streitwert des zweiten Prozesses von 1,7 Millionen DM. Und das war für den im Vergleich zu Grundig kleinen Bier eine Menge Geld und die Gerichts- und Anwaltskosten summierten sich gewaltig. Dann begingen Biers Anwälte auch noch einen Formfehler, den das Gericht rügte. Und so musste sich der fast schon (finanziell) ausgeblutete Kurt Bier notgedrungen auf einen Vergleich einlassen, der natürlich erheblich weniger einbrachte - abzüglich der Prozesskosten, als ursprünglich erwartet.
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Kurt Bier zog sich aus der Grundig Welt zurück
Er nutzte seine kreativen Fähigkeiten, vorhandene Techniken zu vervollkommnen, aber nur noch auf eigenen Beinen. Das Lehrstück mit "Freunden" wie Max Grundig hatte ihn geprägt.
Die Macht eines Max Grundig hatte später auch DUAL zu spüren bekommen, als Grundig über Nacht keine Plattenspieler-Chassis mehr abnahm (vormals waren es um die 500.000 Stück pro Jahr) und im Bereich Fernsehen kleinere Fernseh- Wettbewerber - es ist die SABA Story - von Telefunken und Philips unter fadenscheinigsten Begründungen keine Bildröhren (mehr) geliefert bekamen.
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