Tonband-Studio im Handkoffer
aus Radio-Magazin Nr. 4 / 1955
Das Tonbandgerät „TK 919 Record" verfügt über eine Reihe besonderer technischer Merkmale, die es zu einem Reportagegerät ersten Ranges machen. In einem Handkoffer von 42 X 40 X 24 cm sind zusammen mit dem eigentlichen Bandgerät Schalt- und Kontrolleinrichtungen untergebracht, wie man sie sonst nur im Studio vorfindet. Bevor wir diese Besonderheiten näher erläutern, verweisen wir auf die Tabelle mit den übrigen wichtigsten technischen Daten.
Technische Daten TK 919 Record
- Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/sec 19 cm/sec
- Frequenzbereich 40...10 000 Hz 40...15 000 Hz
- Spieldauer (Normalband) 2 x 60 min 2 x 30 min
- Spieldauer (Langspielband) 2 X 90 min 2 X 45 min
- Umspulzeit 2 min
Für dieses Gerät sind Bänder für automatische Aus- oder Spurumschaltung erhältlich. Sie tragen am Anfang und Ende eine Metallfolie, die beim Vorbeilaufen an den Köpfen Kontakte schließt. Je nach Stellung des Automatik-Schalters wird am Bandende automatisch oder bei „Aufnahme" auf die zweite Spur umgeschaltet und das Gerät umgesteuert. In Wiedergabestellung erfolgt ein dauerndes Umschalten, bis die Automatik von Hand außer Betrieb gesetzt wird. Diese Abspielart ist besonders für das ununterbrochene Wiederholen von Werbetexten geeignet.
Eine weitere Annehmlichkeit bildet eine Übersprechtaste, bei deren Betätigung man noch nachträglich z. B. Mikrofonansagen in eine vorhandene Aufnahme einfügen kann. Die ursprüngliche Modulation wird dabei nicht gelöscht; sie bleibt in geringer Lautstärke bestehen. Der eingebaute Wiedergabelautsprecher kann auch während der Aufnahme zur Kontrolle mitlaufen, und es ist auch möglich, ihn in Verbindung mit dem zugehörigen Teil des Verstärkers als selbständige Wiedergabeeinrichtung zu verwenden.
Von großem Wert ist das eingebaute Mischpult, dessen Wirkungsweise aus dem Blockschaltbild hervorgeht. Für drei getrennte Eingänge sind ebensoviele Mischregler vorgesehen. Im Mikrofonkanal (1 mV an 0,5 MQ) liegt eine Vorröhre EF 804, die bei Wiedergabe gleichzeitig als Hörkopf-Vorröhre dient. Ihre Ausgangsspannung wird aber bei dieser Betriebsweise durch ein Kontaktpaar um die Mischeinrichtung herumgeschleust, so daß man die einmal ermittelte günstigste Reglerstellung nicht zu verändern braucht, wenn z. B. bei Probeaufnahmen eine Bandstelle zur Kontrolle wiedergegeben werden soll. Eine weitere Vorröhre, nämlich ein System einer ECC 81, liegt hinter dem Rundfunk-Diodeneingang (1,5 mV an 50 kQ); der Ausgang dieser Stufe führt zum zweiten Mischregler. Der vornehmlich für Kristalltonabnehmer bestimmte dritte Eingangskanal besitzt eine Empfindlichkeit von 0,1 V an 1 MQ.
Bemerkenswert ist der zweiseitige Klangregler K im Eingang des ständig mitlaufenden Wiedergabeverstärkers, dessen Lautstärkeregler L mit einer Anzapfung für gehörrichtige Entzerrung versehen ist. In einer Endstellung von K wird der Wiedergabelautsprecher abgeschaltet, um bei nah aufgestelltem Mikrofon akustische Rückkopplung zu vermeiden. Die eigentliche Aufsprechröhre, das zweite System der ECC 81, ist von der Einstellung der Regler L und K unabhängig, weil es seine Steuerspannung vorher abzweigt.
Für die Wiedergabe vor einem größeren Zuhörerkreis stehen zwei Ausgänge zur Verfügung. Ausgang I (4,5V an 5Q) ermöglicht den Anschluß eines größeren Außenlautsprechers, während Ausgang II (1V an 20kQ) die Steuerspannung für eine Übertragungsanlage liefern kann.
Für die Erzeugung einer oberwellenarmen Hochfrequenz sorgt ein Gegentakt-Oszillator, der von zwei Systemen einer ECC 82 gebildet wird. Unten im Blockschaltbild sind die Umschalter für die verschiedenen Spurlagen und rechts der Aussteuerungsmesser mit der EM 71 zu erkennen. Mit dem Schraubenzieher bedienbare Regler erlauben es, die Nf-Spannung von Ausgang II, die Empfindlichkeit der EM 71 und die "Wiedergabeentzerrung auf den Sollwert abzugleichen.
Hersteller: Grundig-Radio-Werke, Fürth/Bay.