Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .
. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.
Das Viking 88 und/oder 880 (baugleich im Koffer) ist ein original 110 Volt 60Hz US amerikanisches Magnetbandgerät aus 1964. Und es zählt zu der ganz seltenen Spezies mit 2 Motoren.
Auch die technische Anordnung ist für unsere europäischen Geschmäcker ungewöhnlich, die 18cm Spulen unten und die 3 Köpfe oben drüber.
Als es bei uns ankam, war es in einem offensichtlich viel zu kleinen Karton, ich dachte schon an eine Art Schrumpfung. Doch falsch gedacht, es ist wirklich so klein, erstaunlich klein.
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Dieses Bandgerät ist für unsere deutschen Augen etwas ganz Besonderes.
Denn wenn wir die Grundigs in der historischen Produktreihe anschauen, immer größer und schwerer und teurer bis zum Abwinken.
Hier bei dem Viking 88 fällt dem vergleichenden Ingenieur Einiges auf, wie gesagt, alles auf dem (konstruktiven) Level von 1964.
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Es ist klein und wenn man es dann auch noch öffnet . .
dann ist es fast leer. Und das ist für unsere Augen ungewöhnlich. Es sind zwei von der Größe der Revox A77 ähnelnde Motoren drinnen, dazu ein großes Schwungrad am Capstan, ein fast geschlossenes Metallkästchen und unten ein über 4 Schrauben angeflanschtes Verstärkerchassis mit 5 Röhren.
Der Netztrafo erscheint sehr klein. Daneben sticht ein für diesen Trafo riesiger Elko ins Auge.
Was noch sofort ins Auge fällt, das gesamte Chassis des eigentlichen "Drives", des Laufwerkes, ist ein Stück Blech mit abgewinkelten Kanten und weiteren angeschraubten Blechwinkeln. Alles zusammen macht erstmal einen sehr zwiespältigen Eindruck. Wenn ich eines der alten Grundigs oder ein Uher Alu- Gußchasssis daneben stelle, vermute ich schon eine deutlich bessere Stabilität der Mechanik.
Doch das trügt.
Ich hatte da mal etwas vom deutschen und amerikanischen Militär gehört
Die Bundeswehr bildet (oder bildete) Waffentechnik- Ingenieure aus. Der Name verschleiert ein wenig, was damit gemeint ist, nämlich : "Ich gebe Dir ein großes Stück Blech und ein paar Nieten oder Schrauben und Du hast einen (1) Tag Zeit, ein richtiges Gewehr daraus zu machen. Das ist die Aufgabe."
Und die Waffentechniker hatten das (leider) auch geschafft. Die sehr (unrühmlich) berühmte russische Kalaschnikow ist solch ein "Wegwerfgewehr" aus primitivsten Materialien (Blechen) billigst zusammen geschustert bzw. sogar nur gebogen.
Und daraus schließe ich, daß bei der Firma Viking vormals Militärtechnik entwickelt und gebaut wurde. Dieses Bandgerät hat nichts mehr, das man wegrationalisieren könnte. Es hat auch nichts mehr, da man nicht noch dünner oder einfacher machen könnte. Eigentlich ist es perfekt.
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Selbst der oder die Wickel- Motoren kommen aus dem eigenen Viking Haus. Und hier riecht es nach Ampex, dem (nach eigenen Aussagen) Magnetband- Initiator in den USA. Ampex hatte nämlich während des 2. Weltkrieges elektrische Antriebsmotoren für amerikanische Radargeräte gebaut. Und dann war der Krieg aus und niemand brauchte mehr solche Motoren.
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Sich auf das Wesentliche konzentrieren
Und dennoch sind die technischen Daten, so sie denn auch eingehalten werden, für 1964 und diese Bauart begeisterungsfähig.
Schaue ich mir den Kopfträger an, so sind vor und hinter der (echten) Dreikopfanordnung zwei massive Bandführungsbolzen zu sehen. Der Bandlauf spult von links nach rechts und ganz links wird das Band (über die drei Köpfe) mit einem Andruckfilz straff gehalten, also nicht wie bei den Grundigs per Filz an den Magnetkopf angedrückt, sondern einfach nur stramm geführt.
Es ist ein Standard-Chassis für fast alle Serien
Vermutlich haben die Japaner von Viking das Optimieren gelernt, denn von den Deutschen mit deren Produktvielfalt konnte es so nicht kommen.
Das Chassis hat den Code "RMQ" und wird vermutlich mit mehreren verschiedenen Verstärkern im Baukastensystem kombiniert. Damals war ja gerade der Umschwung von Mono zu Stereo.
Eine Standard- Verbindung der 3 Köpfe zum Verstärker.
Das Viking V88 ist fast wie ein Profigerät strikt getrennt aufgebaut. Das Laufwerk übergibt die Audiosignale per Chinch Steckverbinder an die Verstärkerelektronik.
So etwas hatte ich zum ersten Male bei meiner Revox A77 gesehen. Sicher gab es das bei den sündhaft teuren AEG Boliden auch schon, doch da durften wir sowieso nie reinsehen und Bilder gabs (damals) auch nicht.
An diesem Bild fallen die dünnen Seitenwinkel schon auf und man könnte an der Stabilität des Ganzen zweifeln. Doch da wird ja noch diese schwarze Lochblech-Haube mit dem Chassis verschraubt und so ist das gesamte Gerät doch leidlich stabil.
Die Elektronik ist sauber und logisch und klein
Sie machen Hifi-Stereo mit 5 Röhren und auf kleinstem Raum. Damit es nicht zu warm wird, hat der Tonwellenmotor den weißen Lüfter drauf.
Der Aufnameverstärker ist nur für die Stereoanlage gedacht, der Wiedergabeverstärker hat keine eigene Endstufe und auch keinen Kopfhörerausgang. Wegen der 110 Volt und der 60 Hz und einer fehlenden Röhre werden wir dieses Gerät nicht mehr in Betrieb nehmen, es lohnt für uns nicht.
Optisch gut verpackt - auch das haben sie den Japanern vererbt
Hier ist es wie bei den amerikanischen Autos von 1964. Ui, waren die von Außen beeindruckend und hatten die viele Zylinder und viele PS, doch sonst war unter dem Kleid Ebbe, bei den Autos jedenfalls.
Viking hat den Bandmaschien einen Standard Koffer oder ein Standard Holzgehäuse verpaßt. Irgendwo in einem Versandkatalog stand, daß man die Geräte auch als Chassis kaufen konnte.
Die Amerikaner sprechen immer von einem "Walnut Cabinet" und das war einfach und simpel. Es erfüllte seinen Zweck hervorragend sowohl im Stehen wie im Liegen und brachte die restliche Stabilität für das Ganze.