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Die Zeit von 1960 bis 1975 - Aufstieg und Abstieg

Es ging noch 5 lange Jahre erfolgreich aufwärts und dann 5 Jahre leidlich gerade aus und dann kontinuierlich bergab. Und die Wolken am Himmel wurden immer düsterer. Es braute sich da etwas zusammen, das man zwar mit Marktsättigung beschreiben wollte, das aber noch lange keine Sättigung war.

Ein erstes Konkurrenzprodukt von Akai,
Sie waren überall und fotografierten alles.

Ab 1965 (Sony) und 1968 (Akai) kamen die ersten kleinen preiswerten Tonbandgeräte aus Fernost, also vor allem aus Japan, nach Europa. Und so ab 1974 kamen dann die ersten großen "Brummer" mit auf "Höchstglanz" polierter Edelstahl Front (die Prozzo Prozzo Kisten) haufenweise in Massen.

Kein Erfolg währt ewig.

So ab Mitte der 70er Jahre folgte ein Flop dem Nächsten. Insbesondere bei den eigenen Tonbandmaschinen war das ganz deutlich zu sehen. Diese komischen Plastik- Gurken von Grundig konnten den Japanern das Wasser nicht annähernd reichen. ASC und Studer machten es da um Klassen besser.

Und man hätte es sehen können, wenn man offenen Auges durch die Rundfunkläden und die aufkommenden Hifi Läden gewandelt wäre. Der Autor hat zwischen 1974 und 1978 aus Spaß an der Freude in einem edlen Wiesbadener High End Hifi Studio als Verkaufsberater ausgeholfen.

 

Ja, man hätte (übrigens genauso wie die Japaner damals) mit dem Fotoapparat auf die Hongkong Messen und die Tokioer Messen fahren müssen (oder können) und alles fotografieren sollen, das nicht "niet und nagelfest" ist. So hatten es die immer nur belächelten kleinen Japaner so erfogreich vor gemacht.

Auch bei den Hifi Geräten hatten die Japaner Edles anzubieten.

Der Autor gr hatte 1967 mit den ersten japanischen 25 Watt Röhrenverstärkern und Receivern von Pioneer im Frankfurter Bierberhaus Kontakt. Pioneer als erster und nur ganz kurz später die anderen Japaner kamen alle so um und ab 1966 auf den europäischen Markt. Und die Geräte klangen verdammt gut und hatten auch richtig Kraft.

ein Pioneer Receiver der ersten Generation, estaunlich gut und sehr preiswert.

Der Pioneer SX800 (rechts im Bild) war mit 2x25 Watt an 8Ohm angegeben, machte aber einen überwältigenden "mords Sound" im Vergleich zu Grundig´s Geräten. Warum konnten die Grundigs das nicht ? Irgendwie klangen die Grundigs (auch die Großen) immer schmalbrüstig.
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Die abgehalfterten alten Grufties

Aber es traf ja nicht nur Grundig. Überalls saßen inzwischen abgehalfterte alte Grufties an den Schaltstellen der Macht. Die Rückblicke auf die jeweils letzten Jahre der alten Männer angefangen von Konrad Adenauer und Ludwig Erhard bis Helmut Kohl hatten ja gezeigt, die Kraft und Kreativität ist irgendwann ausgebrannt, das ist absolut menschlich und überhaupt kein Makel. Nur, man muß sich das auch eingestehen (und dann absehbar vorsorgen oder gehen).

 

Und so war es auch bei Max Grundig. Als er das Ruder an Philips übergeben mußte (das Weltunternehmen Max Grundig AG war kurz vor der Pleite), wurde er an jenem denkwürdigen Tag im April 1984 vor seiner ehemals eigenen Konzernzentrale nach heftigem Wortgefecht schlicht und ergreifend vor die Tür gesetzt.

 

Es soll sehr beschämend für den alten kranken Mann gewesen sein, aus "seiner eigenen" Firma rausgeschmissen zu werden, (die jetzt nicht mehr "seine" war) haben Zeitzeugen überliefert. Aber hatte er das nicht mit seinen Entwicklern bei ihm nicht genehmen Entwicklungen genauso gemacht ? Und so schließt sich der Kreis wie mit einem Bumerang.

Und die Moral von der Geschicht -
vergiß dein eigenes Alter nicht.

Rückwirkend kann man feststellen, daß Max Grundig Ende der 60ziger Jahre sein Gefühl im Bauch, seinen Super Instinkt und sein goldenes Händchen verloren hatte.

 

Es hatte ja mindestens 35 Jahre super funktioniert, besser als bei allen! anderen. Keiner in Deutschland hatte solch einen Aufschwung und solch einen Erfolg wie Max Grundig.

 

Alle, wirklich alle haben es gesehen (sagt man) und keiner hat sich getraut, dem "alten Max" das zu sagen. Auch das war ein großer Fehler, die damalige Duckmäuserei.

Und keiner hat´s gesehen ????

Kann doch gar nicht sein, würden Grundig Marketing- Leute sofort kontern. In der Realität war es aber so und diese bereits verkauften (japanischen) Geräte verkaufte Grundig oder der Grundig Händler um die Ecke eben nicht mehr. Ganz zu schweigen davon, daß Grundig immer noch an den Einmotoren- Tonband-Gurken hing und in der oberen Klasse oder sogar Ober-Klasse überhaupt nichts anzubieten hatte.

 

So um 1972 wurde die Revox A77 bereits mit den Boliden von TEAC und AKAI und natürlich auch mit dem Braun TG 1000 verglichen. Der Autor installierte 1974 eine Revox A77 Halbspur zur angenehmen Dauerberieselung in einem alteingesessenen Wiesbadener Cafee, dem "Opelbad Cafe" auf dem Neroberg. Und die Revox lief Monate lang 8 bis 10 Stunden am Tag. Sie war einfach "unkaputtbar".

 

Im gesamten Hifi Bereich verlor Grundig immer mehr den Anschluß an den Weltstandard und vor allem an den Geschmack der (überwiegend deutschen) inzwischen wohlhabenden Kunden. Der Autor war damals 25 Jahre alt und verglich natürlich (damals akribisch) die Geräte aller weltweiten Hifi Geräte Hersteller immer wieder mit der Produktpalette der deutschen Anbieter. Es war bis auf wenige Ausnahmen einfach nur grausam.
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Und dann die Mitarbeiter-Motivation von Max Grundig.

Jahre lang hatte Max Grundig "sein Ohr am Puls der Zeit". Und der Erfolg gab ihm recht. Doch dann hob er ab oder er wurde einfach nur alt, vermuten wir.

 

Folgende seltsame Story (oder Legende) kommt aus der Produktentwicklung.

 

Wenn Max Grundig bei seinen "Audits" (die Entwickler mußten zum Appell antreten) neue Entwürfe für neue Produkte vorgestellt bekam, wurden das vorgestellte Produkt des Entwicklers oder des Teams in 7 Kategorien bewertet und beurteilt:

  1. "Sehr schön." Produkt genehmigt - wird gebaut, und dazu gab es eine Prämie in "Barem".
  2. "Sehr schön." Produkt genehmigt - wird gebaut, und dazu gab es irgend ein Gerät als Aufmerksamkeit (meist alte Ladenhüter).
  3. "Schön." Produkt genehmigt - wird gebaut - und kein weiterer Kommentar.
  4. "Na ja." Produkt aber so nicht genehmigt - Anderungen gefordert.
  5. "Mist" Abgelehnt, wird nicht gebaut und er wandte sich ab.
  6. "Mist" und er warf den Prototyp vor allen Kollegen direkt aus dem Fenster ca. 20m tief auf den Fabrikhof.
  7. "Totaler Mist" und er warf den Prototyp vor allen Kollegen direkt aus dem Fenster auf den Fabrikhof und feuerte den Entwickler mit sofortiger Wirkung.


Man sperrte nach der ersten "Entgleisung" Max Grundigs diesen Teil des Werkshofes unter diesem Fenster ab und nannte es (inoffiziell und sarkastisch) das "grundigsche Fall-Testgelände".

 

Das Makabere daran ist, es kam erst sehr spät an die Öffentlichkeit, wie er (später) mit seinen (wichtigen) Leuten (eigentlich den wichtigsten Ingenieuren in seinem Laden) umgegangen ist und - es getraute sich aber auch keiner von diesen Entwicklern, dem Max Grundig ins Gesicht zu sagen: "Herr Grundig, das war unverschämt, Sie sind ein Idiot, ich kündige hiermit."

 

Auch das spricht nicht mehr für gute selbstbewußte Entwickler wie zum Beispiel die Gruppe bei Braun in Kronberg (1972 bis 1975), die einfach alle geschlossen gegangen waren, als "diese amerikanischen Rasierermenschen" angeblich unleidlich wurden. So wurden bei Grundig noch einige Jahre lang immer mehr unverkäufliche Ladenhüter produziert und viel (zu viel) Kapital in Werks-Lagern gebunden.

 

Die Hifi-Kassetten-Decks von Grundig zum Beispiel waren insgesamt Flops und konnten der inzwischen gewaltigen fernöstlichen Konkurrenz überhaupt nicht mehr standhalten. Alleine mit den Radio-Kassetten Portables klappte es noch einigermaßen.

 

Vor allem die etwa 120.000 (hundertundzwanzig Tausend !!!) fabrikneuen von Anfang an kaputten Videorecorder der VCR- und Video2000- Technik haben sehr sehr viel Geld verschlungen. Wie man heute weiß, kamen sie alle (das ist kein Scherz), wirklich alle, wieder in eine Grundig-Werkstatt zurück.

 

Und das alles hat überhaupt keiner gesehen ? Oder traute sich nur keiner, es dem "alten Mann" zu sagen ?

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