Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .
. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.
Juni 2010 - Die ASC 6002/4 war der Übertraum, jedenfalls 1977.
Überarbeitet Jan. 2011 - Als Tonbandfan hatte ich zuvor bereits ein Grundig TK46, ein TK320 und eine Revox A77 (die erste Version MK1) mein Eigen genannt. Damals in den 1970ern war ich natürlich genauso anfällig für "den Aufsteiger", wie uns das die Autoindustrie und das Apple Marketing heute immer noch bezüglich Ipod usw. weismachen will.
Die technischen Daten der ASC 6000 versprachen einen richtigen Sprung nach vorne, die bereits in den Läden vorhandenen kleineren ASC 5000 waren renommiert, die ASC-ler wußten, was sie da bauten. Mitte 1977 war es dann soweit. Und ich habe sie heute noch, denn es waren fast 2.000.- Mark (Sonderpreis für mich), Brutto waren es offiziell sogar 2.800.- DM.
Diese Halbspurversion machte mit 38cm/s einiges her und die Missing Linc Platten klangen endlich vom Band so, wie sie (nach Gefühl) im Neuzustand vom edlen Thorens TD125 mit ClearAudio Gamma geklungen hatten.
Dann änderten sich die Zeiten und der (besser die vielen) CD Spieler kam(en) und gingen und es klang auf einmal "Alles" an inzwischen auf CD verfügbarer Musik so toll wie diese alten analogen Direktschnittplatten. Und jetzt stand meine heißgeliebte und bewunderte ASC-6002 fast 15 Jahre im Regal.
Jan. 2011 - Also wurde erst mal der Staub entfernt.
Es ist unglaublich, welche Mengen an Staub sich in Geräten sammeln, die gar nicht "an" sind. Mit lauwarmem Regenwasser (oder sonstigem entmineralisiertem Wasser) mit einem Tropfen Geschirrspüler und viel warmer Luft (oder direkter Sonne) zum Trocknen läßt sich dieses Problem sehr angenehm lösen. Normales Leitungswasser sollten sie immer vermeiden, das vertragen die Platinen zum Beispiel gar nicht und auf Plastik gibts Kalkflecken.
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Damals gab es nichts zu bemängeln, heute ist das anders.
In den Jahren um 1975 durften selbst wir "Experten" nichts Fremdes aufschrauben, also nie hinein sehen. Und die blitzeblanken Edelstahlplatten der Teacs und der Akais verlockten schon, die Neugierde zu befriedigen. Auch diese ASC 6000 durfte ich erst aufmachen, als sie bezahlt war.
Dann besuchte ich zu Lasten des Hifi Studios Rainer Pohl einen ASC Sevice- Lehrgang in Aschaffenburg. Doch dort gab es eigentlich (jedenfalls für mich) nichts Neues, das wußte ich (fast) alles schon.
Die nach damaligem Wissen (oder der Suggestion der Werks-Verkäufer und Magazin-"Tester") verbreitete Weisheit war, daß ein Alu-Druckguß- Chassis das Nonplusultra als Grundlage der Tonband-Mechanik sei. Das ist (leider) mit heutigem Wissen (etwa ab 1998) ein gezielt lancierter dummer Schmarren (gewesen).
Heutige deutlich hochwertigere (SDLT und LTO) Bandlaufwerke mit leidlich primitivem gestanzten und gebogenen Blechchassis schreiben auf 12,5mm (1/2") Magnetband sage und schreibe 640 !! (sechshundertundvierzig !!) Spuren und das in den Rechenzentren sehr oft Tag und Nacht. Die ältesten Geräte haben über 10 Jahre Betriebszeit und etwa 10.000 "Kopfstunden". Sicher sind sie mehrfach vom Staub gereinigt worden, doch das Fehlerprotokol ist leer bis auf die letzten Wochen des Lebens.
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Das (Blech-) Chassis hat zwei Ebenen
Das Chassis-Konzept und die gestanzten und verzinkten Seitenteile sind sicher von der ASC 5000 übernommen und lediglich etwas verlängert. Doch massive Schrauben, dicke Bleche und rechtwinklig abgewinkelte Ränder lassen kein Verbiegen oder verwerfen zu. Es ist wirklich stabil. Die dicken Schrauben sehen also nicht nur solide aus.
Im flacheren (oberen) Teil "wohnen" die beiden Pabst Außenläufer- Wicklemotoren, wie wir sie hunderttausendfach von der Revox A77 und B77 her kennen. Wie bei manch anderen Konstruktionen verstärkt hinten oben ein masiver ALU-Kühlwinkel die Steifheit des Chassis. Im Gegensatz zu dem UHER SG630 sind hier überall massive Schrauben eingesetzt worden. Bei mir ist da immer noch nichts locker oder wackelig.
Die Elektronik ist sauber und (mit einer Vielzahl von Steckerchen total steckbar) dicht in das Chassis gepackt.
Im Vergleich mit anderen deutschen oder japanischen Bandgeräten dieser Klasse und dieser 1977er Generation ist das hier recht gut durchkonstruiert. Bei den Amerikanern fehlte diese DM 2000.- Klasse völlig, entweder sind sie da drüben extrem billig oder sehr dick und sehr teuer, jedenfalls bis die Japaner kamen.
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Der schwere Netz-Trafo ....
Alleine der dicke M-Kern Trafo war zu dieser Zeit eigentlich nicht mehr zeitgemäß, nämlich viel zu schwer. Revox hatte es doch seit (vor) 10 Jahren in der A77 Welterfolgs- Bandmaschine vorgemacht, ein halb so schwerer Schnittbandkern-Trafo vermeidet viele Einstreu- und Brummprobleme.
Die digitale Steuerelektronik ist von der Audio-Elektronik weit abgesetzt, so weit es ging. Netzteil und Motorenregelung sind ganz weit abgesetzt und ganz oben an dem Alukühlkörper angesiedelt. Dort sind auch die beiden einzigen Relais, den Rest macht man bei ASC elektronisch.
Und für mobilen Einsatz war die ASC 6000 - ähnlich wie alle "BRAUN"- Bandgeräte - auch nie vorgesehen.
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Die elektronische analoge Bandzugregelung
Die ASC Bandgeräte hatten für beide Spulen eine richtige Bandzugregelung. Das war bei fast allen anderen Geräten auch dieser Klasse ein Schwachpunkt, auch bei der so viel gelobten Revox A77, die hatte nämlich gar keine. Bei der B77 wurde zumindest mal die Bewegung des Abwickelmotors per Sensor festgestellt. Die Japaner hatten fast alle gar keine !! Regelung, dort eher den Doppelcapstan. Das alles hatte dem dünnen Band aber nicht geholfen. Gedehnt ist gedehnt.
Bei dieser Maschine hier mit der Nummer 1390 (von ca. 5000 ) wurde (mit dem Poti und der Diode) noch mal nachgebessert, anscheinend war der Regelbereich nicht ausreichend oder der optimale Nullpunkt nicht genau genug, zu viel oder zu wenig, beides war unglücklich.
Jetzt der Vergleich :
Was war so toll an dieser ASC 6002 ?
Die beiden Papst Wickelmotoren hatten absolut null Spiel, da wackelte nichts oder schlackerte wie bei der Uher SG 630 oder bei der Akai GX 625. Die Wickel-Motoren haben auch Kraft für eine immense Umspulgeschwindigkeit, im Prinzip völlig konträr zu der großen letzen Maschine von Philips mit den beiden mikrigen und fast glühend heißen Gleichstrommotörchen.
An dem Datum der Motoren sieht man, diese Maschine wurde zum Ende 1976 montiert. Einige Chips sind auch aus 1975. Über die für die Ewigkeit gebaute solide Befestigung der Motoren mit den dicken Schrauben kommt noch etwas weiter unten.
Präzise Mechanik
Die beiden Motoren sind mit je 4 dicken Schrauben auf je einer 2mm Basis-Platte befestigt und diese beiden Platten wiederum mit je 4 dicken Schrauben auf dem unteren Chassis. Die Vollmetall-Wickelteller sind mit 3 Schrauben auf den Bremstrommeln aufgeschraubt und diese sind mit je 2 Inbus- Madenschrauben auf den Motorachsen befestigt, absolut spielfrei und massiv. Die Teller laufen vorzüglich rund, 26,5er Aluspulen flattern nicht, solange sie nicht selbst verzogen sind.
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Der Kopfträger
Auch wenn ich es nie gebraucht hatte, der Kopfträger war recht einfach auszutauschen. Die elektronischen Pegel für Aufsprech- und Wiedergabeverstärker mußten aber im Chassis nachgestellt werden. Bei dem Uher SG 630/631 sind die Trimm-Potis weitaus besser im Kopfträger untergebracht.
Weiterhin hatte ASC vermutlich (oder angeblich) immer Wölke Köpfe verbaut, Uher hatte angeblich immer Bogen Köpfe verbaut. Die Aussagen und die Prospekte widersprechen sich da. Auch bei Studer in den A77 und B77 Maschinen waren Magnetköpfe verschiedener Hersteller sowie eigene Kopfe eingebaut.
Es gibt (nur) 3 Bandführungen, links vom roten Löschkopf und rechts vom 1/2 Spur Wiedergabekopf und ganz rechts außen neben den 1/4 Spur Wiedergabekopf. Zwischen Löschkopf und Aufnahmekopf wird der Bandandruck mit Hilfe einer Andruckrolle verstärkt. Vor den Kopfspiegeln der Wiedergabeköpfe schließen Mu-Metall Platten (ein Spezialmetall zur magnetischen Abschirmung) die elektromagnetische Kapselung derselben fast vollständig.
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Fühlhebel / Umlenkrollen / Zählwerk
Die Konstruktion der ASC 5000/6000 hatte damals schon alles Vergleichbare übertroffen. Die beiden Umlenkrollen auf den Fühlhebeln, selbst mit diesem langen "Hub", hatten kaum Spiel. Die Bandwickel in beiden Richtungen waren entsprechend glatt. Bei den allermeisten auch großen und teuren Japanern war der Bandwickel nach dem Rückspulen eine mittlere Katastrophe, bei dem Uher SG 630 ebenfalls. Das Grundig TS1000 läuft noch nicht.
Auf dem Bild sind die beiden Umlenkrollen abgeschraubt. Weit wichtiger war das hypermoderne lineare elektronische Band(längen)zählwerk in 10cm Teilung. Das wurde über die darüber liegende sichtbare Gummirolle mit Zähl-Lichtschranke und ohne Gummiriemen ereicht. Das Zählwerk geht nämlich heute noch !!!! Inzwischen (in 2015) ist der äußere Gummibelag gerissen und damit unbrauchbar.
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Die Audioanschlüsse sind gut erreichbar oben
und es gibt Cinch und !!! DIN Anschlüsse für beide Arten von Verstärkern. Warum konnten das die anderen Deutschen nicht, vor allem UHER, Braun und Grundig und Saba, alle mit dem Anspruch auf die Edelklasse der analogen Bandmaschinen ? Das war schon traurig mit anzusehen. Nur UHER hatte mit der UHER 631er Modifikation die gesamte Rückwand ausgetauscht und die CINCH Buchsen nachgerüstet. Aber auch für UHER war es zu spät. Der amerikanische Markt für die großen Bandgeräte war bereits total eingebrochen.
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Es klingt trivial - der Griff bzw. ein Griff . . .
Die doch recht schwere ASC 6002, sie ist mit 20kg deutlich schwerer als die Uher SG 630, ließe sich ohne den großen Bügelgriff fast nicht bewegen oder gar transportieren. Dieser ASC Metallbügel ist so genial einfach, daß die Wettbewerber wilde Konstruktionen in die Gehäuse oder ALU-Chassis einbrachten. Und es ist eigentlich so einfach mit einem simplen Griff, wenn man ihn hat . . .
Und dabei ist es gar nicht mal aufwendig. Für mich war das auch solch gewichtiges ein Kaufargument. Nicht, daß die berühmte Revox A77 keinen Griff hatte, doch der war im Vergleich popelig, wackelig und gefühlsmäßig zerbrechlich.
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Nahezu kein Geräusch, fast lautlos.
Viele Japaner und Amerikaner haben auf dem Capstan Motor den Lüfter für das gesamte Innenleben des Bandgerätes, und das hört man bei einem leisen Umfeldpegel. ASC hat einen leisen elektronisch geregelten Servomotor, der die große Schwungmasse antreibt. Das alles wohnt unter der Alu-Druckguß Platte für den nahezu gesamten Bandlauf. Auch sonst sind die Laufgeräusche sehr gering.
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Das Bedienfeld ist kompakt
Über Schönheit läßt sich immer streiten. Bei der Handhabung spielt sie dann doch fast keine Rolle mehr. Und die ASC 6000 und deren eigener Vorläufer, die ASC 5000, (und beide quasi als Ableger der Braun TG 1000) ist schon handlich gestylt.
Das Arbeiten (Bedienen) mit dieser Bandmaschine macht Spaß, weil eigentlich alles so richtig flutscht. Das war auch damals für meine Kaufentscheidung der Maßstab nach der Revox A77. Denn, außer daß bei meiner A77 die Tasten erst quietschten, dann klemmten, die B77 hatte zur gleichen Zeit immer noch keine aktive Bandzugregelung.
Was gefällt mir nicht ?
Die beiden Anzeigeinstrumente waren leider optisch vorsintflutlich und simpel - trotz modernster Anzeigeverstärker und keiner wußte warum. Es muß an den höheren Kosten für größere Instrumente ala SONY gelegen haben. Die Aufnahme- und Kopfhörer- Pegelsteller sind popelig klein und fummelig, doch eigentlich brauchte man die Regler doch nicht so oft, wie vermutet. Es hat funktioniert, aber beglückend war es nicht. Es fehlte das "Studiofeeling" der B77 Regler.
Der Kopfhörerverstärker zerrt deutlich
Das hatte ich aber erst viel zu spät gemerkt, daß selbst mit 200 Ohm Profi-Kopfhörern von Beyer da nichts sauber raus kommt. Da setzen Grundig Fine Arts und die Japaner mit Sony, speziell der DAT Recorder DTC-55-ES Maßstäbe bezüglich Klanqualität und Lautstärken.
Der 2Spur - 4Spur Umschalter muckt
Dieser Umschalter im Kopfträger ging von Anfang an sehr schwer, eine offensichtlich vermurkste nachträgliche Hilfs- Konstruktion. Der billige Schiebeschalter war im Neuzustand bereits verbesserungswürdig. Inzwischen sind die Kontakte vermutlich vollends korrodiert und immer öfter verabschiedet sich deshalb ein Kanal. Das ist ein Manko für ein Gerät dieser Klasse. Heute mache ich mir nicht mehr die Mühe, einen edlen Umschalter von "Knitter" mit vergoldeten Springkontakten nachzurüsten.
Der große Netzteilkondensator
Der dicke Netzteilkondensator ist schon recht früh gestorben, er machte irgendwann einen Kurzschluß, die kleine Schmelz-Sicherung flog raus und nichts ging mehr. Also habe ich den ausgetauscht, sogar gegen einen größeren mit einem Einschaltstrom- Vorwiderstand von wenigen Ohm. Und seitdem geht es. Solche Kondensatoren sind das Grundübel bei fast allen dicken Receivern aus den 70er und müssen daher immer ausgetauscht werden.
Auch hier diese Microswitches
Was in einem Uher SG630 in größeren Stückzahlen vorkommt, ist auch hier an einer neuralgischen Stelle eingebaut, beim Bandandruck-Hebelarm. Der Schalter soll wohl den Ton anschalten oder abschalten, je nachdem, ob der Andruckarm das Band an die Köpfe läßt. So schwarz oxydiert, wie die ehemals versilberten Kontaktköpfe jetzt schon sind, macht der Schalter gar nichts mehr.
Die NF- Ausgangspegel
Der Ausgangs-Nennpegel der ASC (sowie fast aller deutschen Maschinen) betrug meines Wissens nach immer diese typisch deutschen 500 mV bei Vollaussteuerung. Doch die Amerikaner und Japaner hatten weltweit als Normpegel das Dreifache normiert, nämlich 1,5 Vss. Und für viele ausländische / japanische Verstärker reichte es nicht, damit auf Zimmerlautstärken zu kommen. Alleine Studer/Revox hat das von Anfang an akzeptiert und weltmarktfähige Geräte gebaut und den Pegel an den DIN Buchsen einfach abgeschwächt. Warum konnten die Deutschen davon nichts lernen ?
Zur Wiederinbetriebnahme und zum Einpegeln gehts hier lang ...
Es geht noch weiter, bald . . . .