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Ein Freund schreibt über einen Freund. Egon Fein für Max Grundig zum 75. Geburtstag.

Es ging weiter aufwärts bei Grundig

Die Modellpalette wurde, wie im Hause üblich, auch weiterhin von Jahr zu Jahr aufpoliert, ergänzt und erneuert - immer ein bißchen der Zeit voraus.
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So brachte das siebte Jahrzehnt unter anderem:
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  • Das neue Stenorette-System mit der »Stenocassette 30«,
  • die erste Quadro-HiFi-Anlage (Anmerkung : Wobei QUADRO aber ein weltweiter Flop wurde.),
  • den ersten tragbaren Farbfernseher aus deutscher Entwicklung,
  • den Radio-Recorder C6000 Automatic, von dem in vier Jahren 713.000 Stück verkauft werden sollten,
  • den ersten Stereo-Cassettenrecorder mit Dolby-System,
  • den Ein-Zoll-Videorecorder BK 300 LP für vier Stunden Aufnahme- und Wiedergabezeit,
  • die ersten Farbfernsehgeräte mit elektronischer Quarzuhr,
  • ein Farbfernseh- Standgerät mit HiFi-Tonverstärker und HiFi-Lautsprecher-Kompaktbox,
  • den Video-Cassetten-Recorder BD 2500 Color,
  • die Super-Color 77-Serie,
  • die erste tragbare Farbfernseh-Aufzeichnungseinheit nach dem VCR-System,
  • den VCR-Video-Cassettenrecorder BK 3000 Color (die herkömmliche Mechanik trat jetzt zugunsten moderner Elektronik in den Hintergrund),
  • die ersten Super-Color-Geräte mit farbigen Telespielen,
  • den Farbfernseh-Recorder VCR 4000 mit über zwei Stunden Laufzeit,
  • das Mini-Diktiergerät Stenorette 2010,
  • CB-Funkgeräte, »Stationscomputer« für Farbfernseher,
  • den Ein-Zoll-Videorecorder BK 411 H (»Das erste in Serie hergestellte Gerät auf dem Weltmarkt mit einer derart hohen Auflösung«),
  • den Super-Video-Recorder SVR 4004 mit vier Stunden Spielzeit,
  • den ersten deutschen Farbfernseh-Projektor »Cinema 9000«,
  • den Super-8-Farbfilm-Abtaster EFA 8,
  • den Heim-Video-Recorder »Video 2000« für acht Stunden Spieldauer (»2x4«)
  • und den Stereo-Radio-Recorder RR 1140.

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Die Produktion steigern - aber um welchen Preis ?

Um diesen Programmen gerecht zu werden, mußte Grundig die Produktion weiter verstärken. Wieder ein Beweis, daß er auch in den siebziger Problemjahren mit ihren gefährlichen Schwankungen die Nase vorn hatte und in einer sogenannten Wachstumsbranche weiter der Schrittmacher blieb.

Der Umsatz übersprang 1974 die 2-Milliarden-Grenze, kletterte stetig nach oben, die Belegschaft erreichte fünf Jahre später, Anfang 1979, mit mehr als 38.460 Beschäftigten einen neuen Höchststand, und im selben Jahr hatte das Auslandsgeschäft bereits 53 Prozent des Konzernumsatzes erreicht.

Freilich: Umsatz und Gewinn klafften von Jahr zu Jahr weiter auseinander. Der Preisverfall in der Unterhaltungs-Elektronik spannte die Ertragslage mehr und mehr an, die Kosten liefen davon, besonders seit dem Ölschock 1973; der Markt war auf vielen Gebieten satt, Lagerbestände nahmen zu, die Menschen hielten ihr Geld zurück, sie sorgten sich um die Zukunft, hoben ihre Spargroschen auf oder steckten sie in Gesundheits- und Altersvorsorge. Viele Elektronik-Hersteller mußten sich an rote Zahlen gewöhnen.
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Nicht Mitarbeiter entlassen sondern weiter steigern

Nicht Grundig. Er expandierte weiter, während andere die weiße Fahne zeigten. Sein gesundes Fundament war seine Stärke. Ohne Rücksicht auf schwindenden Gewinn steckte der Konzernchef 40 Millionen DM in das erste deutsche Video-Recorder-Werk in Nürnberg-Langwasser, das am 12. Oktober 1978 eingeweiht wurde. Wieder fanden fast 1.000 Menschen Arbeit, während anderswo Entlassungen an der Tagesordnung waren.

Das Wort »Marktsättigung« strich Max Grundig aus seinem Vokabular. Er setzte immer neue, bessere, modernere Modelle dagegen, um alte überflüssig zu machen.

Dazu eine kleine hypothetische Rechnung: Hätte die gesamte deutsche Wirtschaft in dieser Zeit pro Jahr fünf Prozent mehr Arbeitskräfte eingestellt, wie Grundig dies in seiner »schlechtesten« Entwicklungsphase tat, wäre die Klage um die Arbeitslosigkeit gegenstandslos geworden ...

Grundig expandierte auch im Ausland kräftig

Das Werk in Nürnberg-Langwasser blieb nicht die einzige Neuerung. Im selben Jahr 1978 kamen drei Betriebe der Inter-Grundig S.A. in Barcelona dazu.

Der Zweigbetrieb 19 in Neusorg bei Bayreuth begann schon 1977 zu arbeiten; in Fleurance in Frankreich wurde der Grundstein für das Werk A7 gelegt und mit der Fuchs-Electronics Ltd. in Alberton bei Johannisburg in Südafrika ein Lizenzvertrag über die Fertigung von Farbfernsehgeräten geschlossen.

Die Grundig-Bank mit einem Stammkapital von 30 Millionen DM bezog in Fürth ein neues Gebäude; das neue Werk Wien-Meidling der Grundig-Austria GmbH, am 1 Juni 1977 von Österreichs Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger offiziell eingeweiht, produzierte Farbfernsehgeräte in großem Stil.

Mit der Iranian Color TV-Services Company in Teheran kam es zu einem Lizenzvertrag über die Montage von Farbfernseh-Chassis; in Kaoshiung in Taiwan wurde eine neue Fabrik eröffnet; in Rammelsbach und Miesau entstanden 500 neue Arbeitsplätze; die Hotelverwaltung Max Grundig-Stiftung wurde gegründet.
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Das 2,2 millionste Farbfernsehgerät

Die Stückzahlen aus den Werken erreichten immer neue Rekordhöhen:

Am 29. August 1975 wurde das 2.222.222ste Farbfernsehgerät produziert; im Juni 1976 rollte der zehnmillionste Reisesuper vom Band; im portugiesischen Braga feierte man am 29. April 1977 das millionste Fernsehgerät und in Wien-Meidling schon nach wenigen Monaten Produktionszeit das 200.000ste; das Werk 20 in Nürnberg lieferte am 8. März 1978 die hundertmillionste Leiterplatte aus, das Werk Dachau im Juni 1979 das millionste Cassetten-Autoradio, und aus Creutzwald kam am 28. Dezember 1979 der millionste Fernseher innerhalb von zehn Jahren.

und die Grundig Qualität wurde gelobt

Lohn für die sprichwörtliche Qualität seiner Produkte heimste Grundig jetzt immer öfter ein:
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  • Dem Weltempfänger »Satellit 100« gab die »Stiftung Warentest« im April 1973 die Note »Sehr gut«,
  • der »Stenorette 2000« im Januar 1976 die Note »Gut«;
  • Englands Königin Elisabeth verlieh dem nordirischen Grundig-Werk Dunmurry den »Queens Award to Industry«;
  • auf der Konsum-Gütermesse in Brunn im Mai 1977 bekam der »Satellit 2100« eine Goldmedaille,
  • für den »HiFi-Receiver R 35« hatte die »Stiftung Warentest« im August 1978 das Prädikat »Sehr gut« parat und
  • für den »Satellit 3400« 1979 die gleiche Auszeichnung.

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Viel Besuch aus dem Ausland in den Grundig Werken

Prominenz aus Politik und Wirtschaft erwies Max Grundig in seinen Werken im In- und Ausland ihre Reverenz:

Bundespräsident Walter Scheel, Bundeskanzler Helmut Schmidt, die Bundesminister Dr. Fridrichs, Otto Graf Lambsdorff und Werner Matthöfer, Österreichs Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky und sein Vize Dr. Hannes Androsch, Persiens Schah Reza Pahlevi, der Chefredakteur der Moskauer Zeitung »Iswestija« und Chruschtschow-Schwiegersohn Alexej Adschubej, die russischen Minister Schokin und Perwyschin, ihre portugiesischen Kollegen Alfero Barreta und Gonzalves Ribera, der stellvertretende polnische Ministerpräsident Wryaszczyk, der CSSR-Minister Pavel Bahyl, die Botschafter Valentin Falin aus der UdSSR, Sir Oliver Wright aus Großbritannien, Vakit Halefoglu aus der Türkei, John Morega aus Rumänien, Roberto Rosenzweig Diaz aus Mexiko und Jan Zhylinsky aus Polen.

Max Grundig inzwischen 70 überlebte viele gute Freunde

Am 7. Mai 1978 feierte Max Grundig seinen 70. Geburtstag. Schon Jahre vorher hatte er drei seiner ältesten Mitarbeiter verloren: Am 20. Juli 1973 starb der erst 61jährige Hans Eckstein, mit dem zusammen er nach dem Krieg das Erfolgsradio »Heinzelmann« entwickelt hatte, drei Jahre danach Josef Güthlein, ein »Mann der ersten Stunde«, der, gemeinsam mit Anton Lifka, am 18. Mai 1945 in Vach erschienen war. Lifka war schon seit dem 18. Dezember 1969 tot.

Ein dynamischer Mann und kein bißchen müde

Siebzig Jahre, ein »Rentenalter« nach üblicher Einschätzung eines Arbeitslebens. Nicht für den dynamischen Mann aus der Fürther Kurgartenstraße. Er saß Tag für Tag an seinem Schreibtisch, lenkte seinen Konzern, wie all die Jahre zuvor, ungebrochen und kein bißchen müde.

Und das trotz einer schweren Krankheit, die sich heimtückisch in seinem Körper ausbreitete. Er widersetzte sich diesem Leiden mit eisernem Willen; mehr als die notwendigen Pausen, von ärztlichen Behandlungen und chirurgischen Eingriffen erzwungen, gestand er sich nicht zu.

Nur widerwillig wollte Max Grundig sich damit abfinden, daß die inzwischen als späte Röntgenschäden diagnostizierten Affekte tatsächlich zu einer ernsthaften Erkrankung geführt hatten, zunächst am linken Ellbogen, dann am linken Unterschenkel und schließlich am rechten Knie. Gelenke und Knochen wurden in Mitleidenschaft gezogen.
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Die Gesundheitsprobleme eskalierten

Erst Ende 1972 ließ er sich in Budapest bei Professor Mester mit Laser bestrahlen, um das gestörte Gewebe zu aktivieren. Fast ein Jahr dauerte diese Behandlung, der Erfolg blieb aus.

Danach nahmen Kapazitäten des »Memorial Sloan Kettering Center« in New York eine Hautverpflanzung vor - ergebnislos. Der russische Professor Sarkisian, der Pariser Arzt Dr. Baruch, Spezialisten in München und Stockholm versuchten ihm zu helfen. Experimente mit gefrorener Haut zeigten keine Wirkung.

Seine Krankenhaus-Aufenthalte beschränkte Max Grundig auf ein Minimum. Er sprang seinen Ärzten buchstäblich vom Behandlungstisch, und schließlich las sich die Geschichte seiner Krankheit wie die Schilderung eines fortwährenden Stellungswechsels:

Rein ins Krankenhaus, Behandlungen, Bestrahlungen, Eingriffe, raus aus dem Krankenhaus, rein ins Flugzeug, zurück an den Schreibtisch, wieder ins Flugzeug, zum nächsten Krankenhaus, rasche Erholungsversuche in Nizza, auf Korsika, in Feldafing, zurück nach Fürth, zwischendurch kurze ärztliche Visiten, mal da, mal dort - und wieder das Werk.

So ging das drei Jahre lang. Ein Rösselsprung zwischen Radium und Radio. Als er sich Ende 1975 wieder hinter seinem Schreibtisch festsetzte, endgültig, wie er glaubte, erklärte Max Grundig sich für gesund - was er keineswegs war.

Aber dieser Mann mochte Krankheit einfach nicht akzeptieren. Sie hätte ihn womöglich seiner Arbeit entfremdet, und daran wollte er erst gar keinen Gedanken verschwenden. Er gehörte zu seiner Fabrik, sein Platz war der Kommandostand des Konzerns, den er aufgebaut hatte, und nirgendwo anders. Basta.

Der Chef ließ sich nie etwas anmerken von den Schmerzen

Von all diesen Schmerzen sah man dem Konzern-Patriarchen im Mai 1978, an seinem Siebzigsten, nichts an. Er war ganz einfach da - eine fränkische Eiche. Wer sonst sollte seine mehr als 35.000 Beschäftigten führen, für die er sich verantwortlich fühlte?

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